© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/22 / 23. September 2022

Dorn im Auge
Christian Dorn

Auf dem Flohmarkt räsoniert Verkäufer Philip, der mit Filzhut und bestechendem Blick wie der Wiedergänger der Detektiv-Figur Marlow wirkt: „Nächste Woche ist doch Marathon – dann läuft doch hier nichts.“ Die semantische Dialektik inspiriert mich, da ich gerade die DVD des Spielfilms „ACAB“ in der Hand halte – als ich später um die Ecke bei mir am Wohnhaus mit den zwei Polizisten vorbeilaufe, in dem seit jüngstem die Innenministerin wohnt, buchstabiere ich das Akronym wie folgt: „All Cops Are Beautiful“ – sind doch die Gesichter der Uniformträger ein Gegenprogramm zum Mienenspiel der Ministerin, das mich unlängst, nach Bild-Lektüre über den Einsatz von Elektroschockpistolen, zu dem Fazit führte: „Diesen Fangschuß setzt Frau Faeser / Schlag auf Schlag trifft dich der Taser.“

Beim Protest von Kritikern des Corona-Maßnahmen-staates wirkt die Polizei als Freund und Helfer der Antifa.

Tatsächlich irritierend ist das Verhalten der Polizei am Montag abend vor dem Portal der Gethsemanekirche, wo sich unter dem belehrenden Banner „22 ist nicht 89“ erneut die Kritiker des Corona-Maßnahmestaates versammelt haben, ihnen gegenüber die wie eine Kindergruppe wirkende Antifa, die jedesmal als Mummenschanz anrückt, was mich an das Lied von den Moorsoldaten denken läßt: „Wir sind die Normopathen / und unsere Masken Spaten (…).“ Als deren Anwalt geriert sich die Polizei, die diese Szenerie allwöchentlich mit ihren Absperrgittern geradezu choreographiert. Als mal wieder die akustischen Störgeräusche der Antifa so laut sind, daß die betont friedfertigen Demonstranten ihr eigenes Wort nicht mehr verstehen können, weshalb sie gezwungen sind, die Lautstärke am Mikrofon zu erhöhen, ermahnt die Polizeiführung den Veranstalter der Corona-Kritiker: Sie verstießen hiermit gegen die Auflagen, schließlich müsse es den Gegendemonstranten (Antifa) ermöglicht werden, daß deren Protest die Adressaten erreicht. Diesmal krakeelt eine weibliche Stimme: „Ihr sagt, die Kirche habe kein politisches Mandat – kennt ihr denn nicht die Bergpredigt?“ Angesichts der ihnen gegenüber befindlichen, segnenden Christusfigur kreischen sie vor Begeisterung über ihren vermeintlichen Geistesblitz. Kurz darauf wird unter Polizeischutz der bürgerliche Name und die Privatadresse von „Captain Future“ über Lautsprecher öffentlich gemacht. Aus Antifa-Sicht wirken die „Bullen“ jetzt wirklich als Freund und Helfer.


Später in der Kneipe, wo sich die Corona-Kritiker jedesmal zum Abschluß treffen, erzählt mir T., der kommenden Freitag wegen Verstoßes gegen den staatlich verordneten „Maskenball“ vor Gericht steht, wie die Polizeigewalt auf Demonstrationen gegen die Corona-Kritiker in Deutschland bereits mehrere Todesopfer gefordert habe, wobei regelmäßig die eigentliche Ursache – die körperliche Attacke durch die Beamten – abgestritten wurde unter Verweis auf angebliche Vorerkrankungen der Verstorbenen. A., die im Pflegebereich tätig ist, erzählt mir derweil, daß vor der Impfkanonade des Corona-Maßnahmestaates bei etwa 200 Klienten jährlich maximal fünf Menschen gestorben seien, seit den mRNA-Injektionen jedoch weit über 20 pro Jahr.