© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/22 / 23. September 2022

Blick in die Medien
Seemannsgarn mit Flüchtlingen
Tobias Dahlbrügge

Das politische Erziehungsfernsehen hat wieder zugeschlagen: die neue mehrteilige Schmonzette  „Liberame“ im ZDF und dessen Mediathek beweint das harte Los von „Flüchtlingen“, während von Erbschuld gezeichnete Deutsche weitere Schuld am Schicksal der Migranten auf sich laden.

Handlung: Hamburger Freunde schleppen bei einem Mittelmeertörn das Flüchtlingsboot Liberame ab, im Sturm reißt die Schleppleine, das Einwandererboot kentert. Jahre später treffen die Freunde den überlebenden Syrer Ismail wieder, der ihnen vorwirft, seine Tochter durch unterlassene Rettung „getötet“ zu haben.

Eine böse Unsympathin gibt es auch: Fiona sagt, man könne ohnehin nicht alle Flüchtlinge aufnehmen, vor allem jene nicht, die gar nicht verfolgt seien, sondern aus wirtschaftlichen Gründen nach Europa kommen. Schlimm, sowas Rechtspopulistisches!

Natürlich gibt es auch eine Romanze zwischen einem deutschen Teenie und einem Ausländer.

Zum Glück gibt’s auch eine Romanze als Teenie Elly „den sanften Said“ kennenlernt: Während andere Kinder „ein unbeschwertes Leben führen“, ist er „gezwungen“, sein Leben auf einer „traumatischen Reise“ zu riskieren. Da müssen sich unsere sorglosen Kinder aber tüchtig schämen. Ismails Frau Zahra ist natürlich hochqualifizierte Ärztin, ist klar.

Die Bunte (Burda-Verlag) jubelt: „Flüchtlingsdrama beweist, warum wir die Öffentlich-Rechtlichen brauchen!“ Und Focus Online (ebenfalls Burda-Verlag) übernahm den Beitrag: „Das ZDF zeigt mit seiner Mini-Serie, warum unsere GEZ-Gebühren eben doch gut angelegt sind.“ Die Zuschauer und Leser sehen das offenbar anders.

Drei Beispielkommentare sind typisch für die Reaktionen: „Der Regelfall für Seenotlagen im Mittelmeer sind nicht Pannen sondern vorsätzlich herbeigeführte Notlagen durch Bootsinsassen“, sowie „Nach 10 Minuten ausgeschaltet! Propaganda in Reinform, mal wieder die bösen Deutschen und die guten Migranten“ und „Gibt es auch eine Serie über die von den Flüchtlingen ermordeten Menschen, die vielen vergewaltigten Frauen?“. Die Serie droht angesichts zuviel Seemanssgarn Schiffbruch zu erleiden.