© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/22 / 23. September 2022

Meldungen

Sandbank statt Felsen: Lüge eines Kapitäns aufgedeckt 

AMSTERDAM. Im Jahre 2004 tauchten aus den Sandbänken in der Bahia Galenses im westlichen Teil des Golfo Nuevo in Patagonien unweit der argentinischen Kleinstadt Puerto Madryn die Überreste eines Schiffswracks auf. Diese wurden 2009 von Archäologen unter Cristian Murray vom Instituto Nacional de Antropología y Pensamiento Latinoamericano (INAPL) untersucht, welche aber lediglich zu der Erkenntnis gelangten, daß es sich wahrscheinlich um einen Walfänger aus dem 19. Jahrhundert handele. Jetzt konnten einige Forscher um Ignacio Mundo von der Universidad Nacional de Cuyo at Mendoza das Fahrzeug mit dendrochronologischen Methoden genauer identifizieren: Anhand der Jahresringe des Weißeichen- beziehungsweise Kiefernholzes für die Spanten und Planken ermittelten sie das Baujahr 1850 – und damals lief auf Rhode Island der Walfänger „Dolphin“ vom Stapel, welcher nach mehreren sehr erfolgreichen Einsätzen im Atlantik und im Indischen Ozean 1858 in 16.000 Kilometern Entfernung von seinem Heimathafen unweit der Südspitze Südamerikas sank (Dendrochronologica 8/2022). Anschließend hatte der Kapitän an die Eigner des Schiffes geschrieben, es sei auf den Felsen in der „Neuen Bucht“ verlorengegangen. (ts)

 www.sciencedirect.com





„Manhattan der Bronzezeit“ durch Sturzregen gefährdet 

DOHA. Eine der drei frühen Hochkulturen der Menschheit im dritten Jahrtausend v. Chr. war die Harappa- beziehungsweise Indus-Kultur, die weite Teile Pakistans, Afghanistans und Nordwest-Indiens dominierte. Als vermutliches Zentrum jener Zivilisation gilt die ab 1922 ausgegrabene Ruinenstadt Mohenjo-Daro in der Region Lakarna im Nordwesten der pakistanischen Provinz Sindh. Diese Siedlung erstreckte sich einst über ein Territorium von rund 60 Hektar, auf denen bis zu 40.000 Menschen lebten, weshalb oft vom „Manhattan der Bronzezeit“ gesprochen wird. Nun ist die seit 1980 zum Unesco-Weltkulturerbe zählende archäologische Stätte in akuter Gefahr, wie der arabische Nachrichtenkanal Al Jazeera am 8. September in seinem Online-Portal unter Bezug auf den Direktor für Archäologie und Museen von Sindh, Abdul Fatah Shaikh, meldete: In der extrem niederschlagsarmen Region rund um Mohenjo-Daro fielen Anfang August 2022 unglaubliche 1.400 Millimeter Regen, was dazu führte, daß die Schutzschicht aus Schlamm, welche die Denkmalschützer in den vergangenen Jahren zu Konservierungszwecken auf die Bauten aus ungebrannten Lehmziegeln aufgebracht hatten, nahezu komplett abgewaschen wurde. (ts)

 www.aljazeera.com





Erste Sätze

Wer zwischen 1914 und 1918 von einem archimedischen Punkt aus auf den Erdball geblickt hätte, wäre leicht auf die Idee verfallen, der kollektiven Raserei entlaufener Irrenhäusler zuzusehen.

Günter Scholdt: Die große Autorenschlacht. Weimars Literaten streiten über den Ersten Weltkrieg, Schnellroda 2015





Historisches Kalenderblatt

27. September 1422: Im Frieden von Melnosee zwischen dem Deutschen Orden und Polen/Litauen werden nach 1411 aufflammende Kriegshandlungen beendet. Polen verzichtet auf Gebietsforderungen (Pommerellen, Kulmer Land), der Orden bestätigt die Grenze zu Litauen.