© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/22 / 23. September 2022

Frisch gepreßt

Königsberg. Wer 1931 in der ostpreußischen Provinzhauptstadt Königsberg geboren wurde, kann heute mit nicht mehr allzu vielen Landsleuten Erinnerungen an das versunkene Atlantis im Nordosten des Deutschen Reiches austauschen. Aber er kann sie, wie der pensionierte Kieler Verwaltungsjurist Fritjof Berg es getan hat, für die Nachwelt festhalten. In zwei wuchtigen Bänden schildert Berg seinen Lebensweg, der den Sohn eines politisch engagierten Königsberger Bäckermeisters, dessen Erzählungen aus der Frühzeit der ostpreußischen NSDAP er hier als wertvolles Zeitdokument eingefügt hat, nach Norddeutschland führte. Im Unterschied zur Mehrheit der ostdeutschen Vertriebenen, denen der Überlebenskampf wenig Zeit ließ, der, wie der Autor historisch korrekt schreibt, „geraubten Heimat“ nachzutrauen, konnte Berg sich mit diesem Verlust nie abfinden. Schon als Angehöriger der Göttinger Hochschulgruppe Ostpreußen  und danach über Jahrzehnte hinweg in der landsmannschaftlichen Arbeit hat er sich darum bemüht, dieses „Unverlierbarkeitsgefühl“ weiterzugeben. Schade nur, daß dieser fesselnde und außergewöhnlich präzise Lebensbericht nicht mehr die Zeit Anfang der 1990er berührt, als Berg aus seinem Ehrenamt als Sprecher der Stadtgemeinschaft Königsberg durch CDU-Funktionäre verdrängt wurde, deren Parteiauftrag lautete, die Erinnerung an die preußischen Ostprovinzen durch „Europäisierung“ aus dem nationalen Gedächtnis zu löschen. (wm)

Fritjof Berg: Land der dunklen Wälder. Erinnerungen und Wege eines Ostpreußen, Lindenbaum-Verlag, Beltheim-Schnellbach 2022, 2 Bände, 1.666 Seiten, Abbildungen, 39,80 Euro





Schwabs Visionen. Auf die Unverhältnismäßigkeit der politischen Maßnahmen hinzuweisen, war dem Theologen Heinz-Lothar Barth und dem Naturwissenschaftler Josef Heinskill 2021 bereits im ersten Band zum Phänomen Covid-19 ein Bedürfnis. So läßt sich auch der zweite Band, der im Untertitel nach der Wahrheit der Voraussagen der „(vernünftigen) Verschwörungstheoretiker“ fragt, einordnen. Wenngleich der von Thomas von Aquin inspirierte Barth – diesmal allerdings allein schreibende – sich vor allem auf die politischen und gesellschaftlichen Aspekte konzentriert. Als guter Christ sieht er sich in der Pflicht, Aufklärungsarbeit über die „noch vor zwei Jahren unvorstellbaren gesellschaftlichen Veränderungen“ zu leisten, wo er es nur kann. Auch wenn nicht jeder Leser alle Einsichten Barths teilen wird, sind die Argumentation und Aufrufe zur fairen Debatte ernst zu nehmen. Kurz: Wer in den Visionen des Davoser Netzwerkers Klaus Schwab und seinem World Economic Forum ein Feindbild erkennt, findet in Barth einen kenntnisreichen Unterstützer. (mp)

Heinz-Lothar Barth: Die Coronakrise Band 2 – Hatten die (vernünftigen) „Verschwörungstheoretiker“ doch recht? Alverna Verlag, Will (Schweiz) 2022, broschiert, 371 Seiten, 16 Euro