© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/22 / 23. September 2022

Umwelt
Weg mit dem Auerhuhn
Volker Kempf

Der Natur- und Artenschutz stellt sich den technischen Errungenschaften der Windindustrie in den Weg. Eine vom Aussterben bedrohte Auerhuhnpopulation im Schwarzwald, die binnen 50 Jahren von 570 auf 114 Auerhähne schrumpfte, reicht aus, um 15.000 Hektar Windpotentialfläche zu tangieren. Das war einmal, freuen sich die grüne Landesumweltministerin Thekla Walker und Wirtschaftsminister Peter Hauck (CDU). Die Politik schafft einfach andere Regeln, so daß Einschränkungen zum Schutz des Auerhuhns entfallen und Windkraft-Genehmigungsverfahren beschleunigt werden können. Zum Ausgleich soll es vom Land Geld für den Auerhuhnschutz geben. Es gibt genug Flächen, die mit etwas Geld für das Auerhuhn besser hergerichtet werden könnten. „Damit kann es gelingen, das Überleben dieser vom Aussterben bedrohten Vogelart bei gleichzeitigem Ausbau der Windenergienutzung zu sichern“, meint sogar der Naturschutzbund (Nabu).

Die Windindustrie rettet das Weltklima, da muß der heimische Naturschutz eben Kompromisse eingehen.

Das klingt nach einem Kuhhandel für die Windindustrie. Denn der von der Windindustrie tangierte Lebensraum der Auerhühner geht damit verloren, er könnte ebenso bewahrt werden und das Geld in Flächenschutzmaßnahmen für das Auerhuhn investiert werden, also nicht nur als Ausgleich für einen Verlust. Es geht hier also letztlich nur um einen Kompromiß zugunsten der Windindustrie, mit dem sich der Nabu hier abspeisen läßt. Das Weltklima will schließlich mit der Windindustrie gerettet werden, da muß der heimische Naturschutz eben auch schmerzhafte Kompromisse eingehen. Dabei war all die Jahre klar, der Auerhuhnschutz im Schwarzwald verträgt keine Kompromisse, diese Tierart verfügt dafür über eine zu prekäre Bestandsgröße. Auf der anderen Seite ist bei der Windindustrie umstritten, was sie für das Weltklima und die Energiesicherheit überhaupt zu leisten vermag. Nur in Regierungskreisen ist das noch kein Thema, ehe es nicht zu einem großflächigen Blackout kommt, der mit jeder Windindustrieanlage wahrscheinlicher wird.