© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/22 / 23. September 2022

Meldungen

Luchse: Wiederansiedlung kommt nur langsam voran

FRANKFURT. Bei der Wiederansiedlung des Wolfes ist das Konzept „Mehr Wildnis wagen“ zum Leidwesen nord- und mitteldeutscher Tierhalter voll aufgegangen. Der Wolfsbestand wächst seit 20 Jahren unaufhaltsam. Weniger erfolgreich verlief der Versuch, Luchspopulationen zwischen Harz und Bayerischem Wald wieder heimisch zu machen. Die Ausbreitung des Luchses gehe vielerorts nur langsam vonstatten oder stagniere sogar. Das liege nicht nur an der illegalen Jagd und dem Autoverkehr, dem alljährlich etliche Tiere zum Opfer fallen. Hauptursache des langsamen Bestandsaufbaus sei die geringe genetische Vielfalt der Tiere, beklagt eine Studie des Senckenberg-Forschungsinstituts. Das zeige ein Vergleich zwischen sechs wiederangesiedelten mitteleuropäischen Populationen und zwölf natürlichen in Europa und Asien. Wo nur wenige Gründerindividuen ausgesetzt wurden, sei die Inzucht am höchsten gewesen (Biological Conservation, 266/22). (dm)

 doi.org/10.1016/j.biocon.2021.109442





Resistente Schimmelpilze breiten sich bedrohlich aus

LONDON. Arzneiresistente Varianten des global verbreiteten Schimmelpilzes Aspergillus fumigatus sind auf dem Vormarsch. Zu diesem Schluß kommt ein Team um Johanna Rhodes vom Imperial College London. Die Forscher haben 218 Pilzproben untersucht, die sie in Großbritannien und Irland sowohl Infizierten als auch ihrer Umgebung entnommen haben. 106 Proben zeigten eine Resistenz gegen mindestens ein Antipilzmitel. 26 Proben waren unempfindlich gegen zwei oder mehr Wirkstoffe. Schimmelpilze atme jeder Mensch täglich ein. Eine davon verursachte invasive Aspergillose ist für Patienten mit geschwächtem Immunsystem lebensgefährlich: Bei medikamentöser Behandlung stirbt ein Drittel der Infizierten. Ohne Therapie sterben fast alle. Der rauchgrüne Pilz, der im Winter häufiger auftritt, kann seine Resistenz auch abseits vom Medizinbetrieb erlangen, etwa durch den häufigen Einsatz von Fungiziden in der Landwirtschaft (Nature Microbiology 7/22). (kd)

 nature.com





Versorgungsengpässe bei wichtigen Arzneimitteln

BONN. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) hat erneut anhaltende Versorgungsengpässe bei wichtigen Arzneimitteln beklagt. „Über 250 Mittel sind aktuell als nicht lieferfähig gemeldet“, erklärte DAV-Vize Hans-Peter Hubmann. Vor fünf Jahren seien nicht einmal halb so viele Produkte betroffen gewesen. Probleme gibt es laut der Lieferenpaß-Datenbank des Bundesinstituts für Arzneimittel (BfArM) bei Krebsmittel und sogar bei üblichen Bluthochdruck- und Diabetesmedikamenten. Die Apotheken würden wöchentlich mehrere Stunden damit verbringen, um gängige Arzneimittel „zu organisieren“, erklärte DAV-Chef Thomas Dittrich bei der Fachmesse Expopharm. Das koste pro Apotheke jährlich etwa 15.000 Euro, umgerechnet auf Deutschland „reden wir von Kosten in Höhe von fast 260 Millionen Euro jährlich“. Ursachen seien  Produktionseinstellungen in Europa aus Kostengründen und Lieferkettenabrisse, da Wirkstoffe inzwischen überwiegend in China und Indien hergestellt würden. (fis)

 bfarm.de





Erkenntnis 

„Weil alle wollen, daß die Menschen heizen können und keine Industriearbeitsplätze verlorengehen, ist die Idee, einige Kohlekraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen, eine pragmatische Antwort auf eine unglaubliche Krise. Es ist ein kurzfristiger Rückschlag in der Klimaagenda, aber die Idee, daß man die Menschen wegen des Klimas frieren läßt, ist nicht angemessen.“

Bill Gates, Microsoft-Mitgründer, amerikanischer Tech-Investor und Philanthrop