© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/22 / 30. September 2022

Polizei: Erhebung des Migrationshintergrunds
Berlin lebt in seiner Blase
Rainer Wendt

Die Erfassung des Migrationshintergrundes von Tatverdächtigen unter 21 Jahren in Berlin wurde abgeschaltet. Warum war sie überhaupt eingerichtet worden? Man hatte sich empirische Erkenntnisse darüber erhofft, ob es Indikatoren für soziale Fehlentwicklungen geben könnte. Diese Erkenntnisse gibt es nicht, also alles in Ordnung in der Hauptstadt, möchte man meinen. 

In Wahrheit hat man dieses Wissen nie wirklich haben wollen. Die Polizei hat zwar munter ihre „Häkchen“ im Computer gemacht, aber es hat niemanden interessiert, nicht die Justiz, keine „Antidiskriminierungs“-Beauftragten, nicht die Sozialverwaltung, niemand hat in den vergangenen Jahren Daten angefragt. Insofern ist die Abschaltung konsequent, wenn man ohnehin nichts wissen will, muß man auch nicht erfassen. 

Es darf bezweifelt werden, ob es auch richtig ist, nicht einmal danach zu forschen, ob und welche Folgen gesellschaftliche Veränderungen für die Entwicklung von Kriminalität haben. Wissenschaft hilft immerhin vor populistischen Spekulationen, aber in Berlin ist man ohnehin eher damit beschäftigt, die eigenen Sicherheitsbehörden öffentlich herabzuwürdigen. Alle vorhandenen Daten sprechen gegen diese pauschalen Beschimpfungen, aber linksgrüne Hauptstadtpolitik braucht keine Daten, sie hat ihre eigene Realität.






Rainer Wendt ist Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DpolG).