© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/22 / 30. September 2022

Enttäuschung der Woche
Es zahlt sich aus
Christian Vollradt

Offensichtlich sind für manche Bewohner der oberfränkischen Stadt Coburg die Verbindungsstudenten des gleichnamigen Convents das, was für Sylt-Touristen in diesem Sommer die Punks waren: eine Horde Bier trinkender, lärmender Störenfriede, die mit ihrem bunten Kopfschmuck bedauerlicherweise eine Zeitlang die Innenstadt belagern, um Unrat zu hinterlassen und Kosten zu verursachen. Solches läßt jedenfalls die Anfrage vermuten, die das Coburger Stadtratsmitglied Kevin Klüglein namens der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen an Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) gerichtet hatte. Darin ging es unter anderem um die Summe der Kosten für die Stadtreinigung, Kosten für die Reinigung städtischer Infrastruktur, etwa Turnhallen, in denen die jungen, die „aktiven“ Mitglieder der Landsmann- und Turnerschaften bei ihrem traditionellen Pfingstkongreß in der Vestestadt übernachten. Dabei seien, so Klüglein, „Tafeln in Schulen von Mitgliedern des Coburger Convents beschmutzt und mit unflätigen Ausdrücken und Bemalungen verziert“ worden. Daß dabei vielleicht Alkohol im Spiel war, ahnte der Grüne, der sogar von Beschwerden über Betrunkene zu berichten weiß. Nun legte Stadtrat Hans-Herbert Hartan (CSU) als Zweiter Bürgermeister dem Fragesteller die Antwort samt Bilanz vor: Zwischen 3.700 und 13.200 Euro mußte die Stadt in den Jahren 2018, 2019 und 2022 für Gehälter der Hausmeister oder Reinigungskräfte berappen. Dafür zahlte der Convent für Veranstaltungen oder Übernachtungen in Turnhallen zwischen 17.500 und 31.400 Euro. Den Umsatz, den die örtliche Gastronomie mit den bis zu 3.000 Kongreß-Besuchern mache, bezifferte Hartan mit eineinhalb bis zwei Millionen Euro; von denen ein Teil dann wieder im Stadtsäckel landet. Die grüne Anfrage zu beantworten habe übrigens 1.500 Euro gekostet. Dafür muß ein Waffenstudent lange saufen.