© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/22 / 30. September 2022

Der Brückenbauer und die Antifa
Nicht kleinzukriegen: Immer wieder attackieren Linksextreme einen Bautzener Unternehmer. Doch an ihm beißen sie sich die Zähne aus
Martina Meckelein

Jörg Drews ist ein Brückenbauer – und damit einer der größten Arbeitgeber in Ostsachsen. Seine Firma Hentschke Bau beschäftigt 700 Mitarbeiter in der Zentrale Bautzen und den Dependancen in Dresden und Erfurt. Kein Fluß ist vor ihm sicher: Brücken, Großprojekte in Hoch- und Tiefbau sind seine Spezialität. Ein Unternehmer alten Schlages, der Ingenieur hat den Beruf von der Pike auf gelernt. Beton ist seine Passion und ohne Zweifel ist er ein Patriarch. Streng wirkt er, verschlossen. Auf den Pressefotos steht er gerne mit verschränkten Armen vor der Brust. Und Drews ist einer, der seine Meinung sagt. Und damit handelt er sich viel Ärger ein. Brandanschläge, Morddrohungen und Denunziationen. Dies ist die Geschichte einer aufgeheizten Medienwelt, einer haßerfüllten Antifa und eines Unternehmers, der sich nicht den Mund verbieten läßt. Eine spannende Mischung. Die JUNGE FREIHEIT besuchte ihn in Bautzen.

„Zu Hentschke Bau wollen Sie? Na klar kenne ich den. Links raus und dann immer geradeaus, die zweite Straße rechts, das dauert rund zehn Minuten zu Fuß“, sagt die freundliche Dame im Bahnhof Bautzen. Das schnieke Bahnhofsgebäude hat ein cleveres Nutzungskonzept: Hier sind unter anderem Krankenkasse, Sozial- und Jugendamt, KfZ-Zulassungsstelle und der Schilderdienst untergebracht. 220 Arbeitsplätze in 110 Büros, und das alles direkt erreichbar mit Bus und Bahn. Das Gebäude gehört Jörg Drews, er hat den maroden Bahnhof von 2018 bis 2020 umgebaut.

Er sieht sich nicht als Opfer, aber ihn ärgert, daß Medien ihre eigene Wahrheit schaffen

In der 40.000 Einwohner zählenden Stadt ist Hentschke ein Begriff. Das Firmengelände steht offen. Mitarbeiter grüßen freundlich. Wo der Chef denn sei? „Da ist der Eingang“, sagt ein Gabelstaplerfahrer und zeigt auf ein weißes Gebäude. Hier also residiert der Mann, den die linke Tageszeitung taz als einen „Wohltäter mit Schlagseite“ bezeichnet. Über den sich kaum jemand äußern möchte, „obschon ihn jeder kennt“. Den die Antifa zum Reichsbürger und Nazi erklärt hat und sechs Anschläge auf seine Firmenfahrzeuge verübte, der Schaden geht in die Hunderttausende Euro, und den Morddrohungen am Telefon erreichen. Da kommt Drews schon ins Büro. Nein, ohne Klumpfuß, Hörner und Schwefelgeruch, sondern im blauen Polohemd, blauem Anzug mit getönter Brille. Käme er im Blaumann, gerade vom Bagger runtergesprungen, auch das würde man dem Baufacharbeiter mit Abitur abnehmen. Auf dem Tisch stehen Kaffee und Sprudel. „Bedienen Sie sich“, sagt er und legt dann gleich los.

„Was mich ärgert“, sagt der dreifache Vater, kaum daß er auf dem Polsterstuhl Platz genommen hat, „sind diese Ungleichbehandlungen im gesellschaftlichen Umgang und der mediale Konsens, der darüber herrscht.“ Drews sieht sich nicht als Opfer einer Medienkampagne. Ärger gebe es aber immer wieder mit der Bautzener Ausgabe der Sächsischen Zeitung und mit „Tag24“. „Die Medien schaffen sich ihre eigene Wahrheit“, sagt Drews. „Medium A behauptet Halb- oder Unwahrheiten, die dann von Medium B wiederum aufgenommen und verbreitet werden. Daraufhin bezieht sich Medium A wieder auf Medium B, und schon geht die Kampagne los.“ Drews nennt das „ein perfides System“ und ist klagefreudig. Was zum Beispiel Jürgen Kasek, szenebekannter Anwalt aus Leipzig, am 23. Dezember 2020 mit den Worten auf Twitter kommentiert: „Mit Meinungsäußerungen hat Drews ein Problem und ließ mehrfach schon Unterlassungsaufforderungen verschicken. Diese Einschüchterungstaktik zeigt Wirkung. Man ist vorsichtig. Dennoch ist es wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, wie Drews mit Medien und Geld den Raum dominiert.“

Aber warum steht Drews im Fokus einiger Zeitungen? „Der Auslöser war eine Spende an die AfD über 19.500 Euro, nachdem Frauke Petry sich damals gegen den Euro aussprach“, sagt er. Das war 2017. Seltsam, schrieb nicht die taz im Mai, daß Drews „unwirsch“ den Hinweis auf die AfD-Spende gekontert hätte? Und jetzt spricht er genau dieses Thema von sich aus an. Aber vielleicht ging es schon ein Jahr zuvor los, als er dem Magazin Denkste?! finanziell unter die Arme gegriffen hatte. Eine Zeitung der Bautzener Bürgerinitiative „Wir sind Deutschland“. „Das Magazin bietet Querdenkern und Impfgegnern ein Forum“, schreibt die taz und behauptet: „Welche Meinung Denkste?! dabei abbildet, ist offensichtlich – gegen die antirassistische Arbeit der Amadeu-Antonio-Stiftung“. Nun, das demaskiert wohl eher die taz. „Aber Auseinandersetzungen mit der Sächsischen Zeitung hatte ich schon 2008. Als ich die Firma erweiterte, wurde ich als Immobilienspekulant beschimpft“, sagt Drews. Aber vielleicht war es noch früher? „Ich habe mich schon immer klar gegen unkontrollierte Zuwanderung geäußert, also klar gegen Merkel, gegen die Geldpolitik, also für das CDU-Parteiprogramm von 2002.“

Der Journalist Peter Hahne kennt Drews seit Jahren. 2015 hatte Drews unter anderem Hahne, aber auch Werner J. Patzelt, Vera Lengsfeld und Uwe Tellkamp zu einer gemeinsamen Plattform für Bürger eingeladen. Erst vor zwei Wochen traf Hahne ihn auf einem Vortrag in Gaußig. „Drews geht unbeirrt seinen Weg und steht trotz Widerstand und Nachteilen felsenfest zu seinen Überzeugungen“, sagt Hahne gegenüber dieser Zeitung. „Er ist ein international angesehener Bilderbuch-Familienunternehmer, der eher seine Bauwagen von der Antifa anzünden läßt, als einen Millimeter seiner Überzeugungen preiszugeben.“ Davon könnten sich seine Kollegen eine Scheibe abschneiden, „die nur in Hinterzimmern Klartext reden oder gleich ganz mit dem Zeitgeist marschieren“.

Wohin diese Eskalation führt, wird klar, wenn man ein Selbstbezichtigungsschreiben auf indymedia vom 21. August 2019 liest. Unter der Überschrift „Knäste sind zum Brennen da – Baustelle JVA Zwickau-Marienthal sabotiert“ steht da: „Der Reichsbürger und Inhaber Jörg Drews spendete im Jahr 2017 19.500 Euro an die AfD und war damit einer der größten Einzelspender der Partei in diesem Wahlkampf“. Der Autor „Autonomes Kommando Thomas Meyer-Falk“ weiter: „Es verwundert nicht, daß gerade Faschisten wie Drews den Bau von Knästen unterstützen und sich dabei noch einiges in die Taschen stecken können.“ Bei dem Anschlag in der Nacht vom 18. auf den 19. August waren vier Bagger und ein Radlader beschädigt worden, ein fünfter Bagger brannte vollständig aus. Dazu kommen bis Februar dieses Jahres sieben weitere Anschläge.

Am 16. Januar 2020 besucht Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Hentschke Bau. Es geht auch an dem Tag um die Anschläge. „Wir werden alles tun, um die Sicherheit auf Baustellen und für bauausführende Unternehmen zu erhöhen“, so Kretschmer. Nun, wie politische Unterstützung aussehen kann, ist noch auf Youtube abrufbar. Mitte Oktober 2020 interviewt der Internet-TV-Sender „Ostsachsen.TV“ die sächsische Justizministerin Katja Meier (Grüne) zu den Anschlägen. Der Reporter fragt: „Ist die Arbeit mit der Justizvollzugsanstalt auch für Unternehmen mitunter eine gefährliche Tätigkeit?“ Die Ministerin antwortete: „Die Justizvollzugsanstalt in Zwickau wird gerade von einem der Unternehmer gebaut. Das ist ein sächsisches Unternehmen, aber natürlich muß man sich auch damit auseinandersetzen, wo Herr Hentschke anderweitig unterwegs ist.“ Der 45 Sekunden kurze Interviewschnipsel, der dokumentiert, wie die Ministerin linksextremistische Anschläge relativiert, ist bisher 5.077mal im Netz aufgerufen worden. In ihrer Jugend engagierte sie sich übrigens als Bassistin in der Punk-Band Harlekin. Bekannt ist noch das Lied: „Hurra, der 1. Mai ist da“ mit der Zeile: „Advent, Advent ein Bulle brennt. Erst 1, dann 2, dann 3“.

„Die Sachsensau muß sterben!“ Ist das eine Meinungsäußerung oder Morddrohung?

 Aber es bleibt nicht nur bei Anschlägen. Am 22. Dezember 2020 klingelt bei Drews’ Sekretärin das Telefon. „Drews die Sachsensau muß sterben“, sagt der anonyme Anrufer und legt auf. Die Kriminalpolizei ermittelt einen Anschluß, der einer Familie bestehend aus Vater, Mutter und Sohn, wohnhaft in Berlin gehört. Doch wer von den dreien den Anruf getätigt hat, ist nicht zu ermitteln. „Und ob sie nun sagten, sterben soll oder sterben muß, war auch nicht klar“, sagt Drews. „Das eine ist eine Meinungsäußerung und das andere eine Morddrohung.“

 All diese Anfeindungen und Anschläge scheinen bei Drews allerdings kein Einknicken zu bewirken. Sie haben sich auch nicht geschäftsschädigend ausgewirkt. „Nun, natürlich gab es nachgeordnete Unternehmen, die deshalb keine Aufträge annehmen wollten, aber es gab eben auch das genaue Gegenteil.“ Seine Mitarbeiter, so sagt er, fühlten sich zur Hentschke-Familie zugehörig. Die Firma macht 200 Millionen Euro Umsatz im Jahr und kooperiert heute mit mehreren Hochschulen. Und Drews sitzt seit 2019 für das Bürgerbündnis Bautzen im Stadtrat. Was sagte noch Hahne zum Abschied?  „Die meisten Unternehmer heißen ja nur Unternehmer, obwohl sie sich eigentlich Unterlasser nennen müßten, weil sie nichts unternehmen.“ Das kann man von dem Sachsen, der 1959 in Singwitz bei Bautzen geboren worden ist, nicht behaupten.





Anschläge auf Hentschke Bau

19. August 2019

Brandanschlag JVA Zwickau-Marienthal

Bagger der Firma VSTR


21. August 2019

Bekennt sich die Antifa auf indymedia zum Anschlag 18.08.2019, mit namentlicher Nennung


5. November 2019

Brandanschlag Zeppelinstraße Bautzen

LKW (fabrikneu), Anhänger, Radlader L538, Mobilkran Sennebogen 613


15./16. November 2019

Brandanschlag Dresden-Neustadt (Foto rechts)

PKW VW Caddy


16. Januar 2020

Brandanschlag Leipzig 7 EÜ

Baggerbrand SUB-Firma Hentschke-Bagger waren mit Brandsätzen bestückt


01. Mai 2020

Bitumen-Anschlag auf Neubau in Schöneweide


25.September 2020

Brandanschlag in Leipzig

Mobilbagger A920 abgebrannt


19.November 2020

Brandanschlag in Leipzig (Foto links)

Kompaktbagger KX057-4 vollständig ausgebrannt


22. Dezember 2020

Drohanruf

Anrufer bekannt – Einstellung Verfahren


10. Februar 2020

Brandanschlag Dresden-Löbtau

Brand Skoda-Octavia


23. Februar 2020

Sachbeschädigung Dresden OT Löbtau-Nord

Kaputte Scheiben Skoda-Fabia