© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/22 / 30. September 2022

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Es geht schon los, der Corona-Maßnahmenstaat und die hausgemachte Energiekrise führen auch im Kultursektor zu ersten wirtschaftlichen Schäden und mithin zu solchen an Leib und Seele. So ist jetzt das ursprünglich für den 3. und 4. Februar 2023 geplante Country-Music-Meeting in Berlin abgesagt worden. Begründung: „Aufgrund der vielen Unsicherheiten, steigender Energiekosten und anderer Preissteigerungen sowie den nicht vorhersehbaren und nicht planbaren Einschränkungen und Vorgaben der Politik, wie Maskenpflicht, Besucherbegrenzungen etc.“, sei es ein zu großes Risiko, die Messe für die Countrymusik-Szene zu veranstalten. Weiter heißt es in der Mitteilung, zu diesem Zeitpunkt könne niemand vorausschauen, was in den nächsten Wochen und Monaten noch für Maßnahmen und Entscheidungen für Veranstaltungen im Indoorbereich getroffen und angeordnet werden. – Rumms, bumms, aus die Maus! Bleiben die Cowboystiefel also wieder im Schrank. Ärgerlich.

Botschafter Melnyk widmete sich mal nicht der Politikerbeschimpfung, sondern betätigte sich als feinsinniger Literaturkritiker.

„Die Herrschenden müssen bewacht werden, nicht die Beherrschten.“ (Friedrich Dürrenmatt, 1921–1990)


Vierzehn Tage müssen wir ihn und seine zum Teil unsäglichen Twitter-Botschaften noch ertragen: Andrij Melnyk, Botschafter der Ukraine in Deutschland, wechselt am 14. Oktober ins Außenministerium nach Kiew. Vorigen Freitag widmete er sich mal nicht der Politikerbeschimpfung, sondern betätigte sich als feinsinniger Literaturkritiker: „!!Hände weg vom Buch / Diese zwei arroganten selbstverliebten Hengste, die die Ukrainer verachten und keinen blassen Schimmer haben, lagen immer falsch überall, wo man falsch liegen kann. Daher: die beiden narzißtischen Typen einfach ignorieren. Nicht kaufen“. Gemeint ist das Buch „Die vierte Gewalt. Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist“ des Philosophen Richard David Precht und des streitbaren Soziologen Harald Welzer, erschienen übrigens erst vier Tage nach dem Tweet von Melnyk. Aber danke für diese profunde Buchempfehlung, Herr Noch-Botschafter.

 

Blick voraus mit Neugier: Am Mittwoch kommender Woche (5. Oktober) kann der AC/DC-Sänger Brian Johnson seinen 75. Geburtstag feiern. Congratulation! „Ich hatte einige lange Nächte und einige großartige Nächte, schlechte Tage und eine Menge guter Tage. Jetzt habe ich ein verdammtes Buch darüber geschrieben“, teilte Johnson kürzlich auf Twitter mit. In vierzehn Tagen nun erscheint im Heyne-Verlag die deutsche Übersetzung unter dem wahnsinnig originellen Titel „Die Leben des Brian“. In der Autobiographie erzählt der britische Rocksänger bewegend und unverstellt von der Achterbahnfahrt durch sein Leben, angefangen vom Aufwachsen in bescheidenen Verhältnissen im Norden Englands über den Einstieg bei AC/DC mit 31 Jahren als Nachfolger des unter tragischen Umständen verstorbenen Bon Scott bis zum drohenden Hörverlust 2016 und seiner triumphalen Rückkehr zur Band mit dem Album „Power Up“ (JF 48/20).