© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/22 / 30. September 2022

Blick in die Medien
Hohes Ausfallrisiko
Boris T. Kaiser

Kürzlich ist die neue Staffel von „Die Höhle der Löwen“ (DHDL) angelaufen. Die Show, bei der junge Startup-Unternehmen um finanzkräftige Investoren wie Carsten Maschmeyer, Frank Thelen oder Georg Kofler buhlen, gehört seit fast zehn Jahren zu den erfolgreichsten Formaten des Privatsenders Vox. 

Aber wie steht es eigentlich um die Erfolgsbilanz der von den „Löwen“ geförderten Firmen? Nicht besonders gut. Zumindest, wenn man den Berechnungen der Bonitätsauskunft Creditsafe glauben darf. Laut diesen liegt das Insolvenzrisiko der Startups aus der TV-Sendung deutlich höher als allgemein üblich. Bei neugegründeten deutschen Unternehmen liege die Wahrscheinlichkeit, in den kommenden zwölf Monaten pleite zu gehen, normalerweise bei 1,25 Prozent. 

Bei den durch DHDL geförderten dagegen im Schnitt bei 2,5 Prozent. Bei einem Drittel der ausgewählten Firmen seien es sogar mehr als drei Prozent, rechnet Creditsafe vor und bescheinigt den Show-Investoren damit ein „hohes Ausfallrisiko“.

Goldgrube vor allem für die TV-Macher und weniger für die jungen Gründer

Auch die Wirtschaftsjournalisten Larissa Holzki und Florian Kolf sehen die Gründershow in einer Analyse für das Handelsblatt im Ergebnis sehr kritisch. Es sei „kein Gütesiegel“, in der Sendung von den Investoren ausgewählt zu werden, „eher im Gegenteil“. Mehr als 50 der 248 Unternehmen, die bisher in der Sendung einen Deal bekommen haben, seien „auf der Strecke geblieben“. Bedeutet: Sie sind durch Zahlungsunfähigkeit oder Auflösung vom Markt verschwunden. 

Diese negative Bilanz ist schon erstaunlich. Nicht nur, weil die Protagonisten der Sendung dem Zuschauer und den Wirtschaftsneulingen suggerieren, daß den Gründern mit den „Löwen“ absolute Investment-Vollprofis zur Seite gestellt würden. 

Allein die unbezahlte Werbung, die die vorgestellten Produkte durch eine Erwähnung auf so einem prominenten Sendeplatz bekommen, sollte einen Mißerfolg eigentlich schier zur Kunst machen. Aber offensichtlich hält der Hype durch die Show oft nicht viel länger an als bis zur nächsten Folge – und nützt vor allem den „Löwen“ und dem Fernsehsender.