© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/22 / 30. September 2022

Meldungen

Neue Erkenntnis über Ringwall-Kultur in Prag 

PRAG. Zu Beginn des 5. Jahrtausends v. Chr. – also lange vor der Errichtung Stone-henges – verbreitete sich der Brauch, große ringförmige Graben- und Wallstrukturen von bis zu 300 Metern Durchmesser zu errichten, mit der jungsteinzeitlichen Lengyel-Kultur aus dem Gebiet der heutigen Staaten Ungarn und Slowakei nach Westen. Infolge dessen entstanden mindestens 200 dieser sogenannten Rondelle oder Kreisgrabenanlagen in Mitteleuropa – 43 davon wurden bislang allein in Deutschland lokalisiert. Dabei ist nach wie vor unklar, welchem Zweck die Bauwerke dienten: Waren es Viehgehege, Fluchtburgen, Handelsplätze oder zentrale Örtlichkeiten für religiös-politische Zusammenkünfte? Eine Antwort hierauf könnte das jetzt von tschechischen Archäologen unter Miroslav Kraus vom Archäologischen Institut der Akademie der Wissenschaften in Prag auf einem Feld im Prager Stadtteil Vinoř entdeckte Rondell geben. Denn die zwischen 4900 und 4600 v. Chr. genutzte Anlage mit 55 Metern Durchmesser und drei Eingängen ist außergewöhnlich gut erhalten (Online-Ausgabe von Radio Prag International vom 14. September 2022). Bis Ende September wollen die Archäologen 90 Prozent der Anlage freilegen. Dadurch bietet sich die Chance, Details innerhalb der Struktur aus dem mittleren Neolithikum zu finden, die etwas über deren Bestimmung verraten. (ts)

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Altes Ägypten: Inschriften bekunden Größenwahn

BONN. Als das zentral regierte Alte Reich in Ägypten zerfiel, schlug die Stunde der lokalen Warlords. Einer davon war Anchtifi von Hefat, der zum Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. mittels seiner nubischen Söldner ein Teilstück des alten Pharaonenstaates kontrollierte und dabei offenbar komplett dem Größenwahn verfiel. Das jedenfalls legen die Inschriften an den Pfeilern seiner Grabanlage dreißig Kilometer südlich des einstigen Theben nahe, welche der Ägyptologe Ludwig Morenz von der Universität Bonn entdeckte und entzifferte: „Ich bin ein Held ohnegleichen (…) Ich bin ein Manns-Kerl: Es wird keinen anderen geben“, heißt es da. Hinzu kommen Sätze mit nachgerade messianischem Anspruch wie: „Ich bin Anfang des Menschen und Ende des Menschen“. Eine derartig megalomane Selbstpräsentation ist laut Morenz einzigartig im ägyptischen Textuniversum (Pressemitteilung der Universität Bonn vom 17. September 2022). Dabei gingen die Schöpfer der Inschriften zugleich auch noch ausgesprochen kreativ vor. Davon zeugt beispielsweise die neuentwickelte Hieroglyphe „Krokodilschwanz“, welche als Ideogramm für die „Zerstörungskraft“ verwendet wurde, die das besondere Markenzeichen Anchtifis gewesen sein soll. (ts)

 www.uni-bonn.de





Erste Sätze

Die Serben sind faul, undiszipliniert und ohne Selbstkritik. Und unser größter Fehler ist zu glauben, wir seien stärker und besser als alle anderen.

Åsne Seierstad: Mit dem Rücken zur Welt. Titos Erben, Gifkendorf 2001





Historisches Kalenderblatt

1. Oktober 1932: Mit der Anwendung des „Kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetzes“ von 1917 schafft Österreichs Bundeskanzler Engelbert Dollfuß eine erste Maßnahme, die mit der „Selbstausschaltung des Parlaments“ 1933 in den „Austrofaschismus“ mündet.