Der Schweizer Strommix ist dank viel Wasser-, einem Drittel Kern- und etwas Sonnenkraft zu 95 Prozent „klimaneutral“. Aber wohin mit dem Atommüll der sechs Reaktoren? An die Grenze, ins Gebiet „Nördlich Lägern“ im Kanton Aargau, gegenüber Hohentengen am Hochrhein im Landkreis Waldshut, meint die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra). In einer Tiefe von 800 Metern seien die hochradioaktiven Abfälle sicher, glaubt Nagra-Chef Matthias Braun. In der dortigen Opalinuston-Formation habe man sogar ein 175 Millionen Jahre lang eingeschlossenes Wassermolekül gefunden: „Hier steht die Zeit still.“ Die Tonschichten seien hier besonders dick, stabil und abgeschirmt von wasserführenden Schichten. Was will man mehr?
Die Standortsuche für ein deutsches Atommüll-Endlager läuft voraussichtlich noch bis 2031.
Die deutscher Seite verlangt mindestens finanzielle Abgeltung. 9.300 Kubikmeter ausgediente Brennelemente und 72.000 Kubikmeter strahlender Müll aus Medizin, Forschung und Industrie sowie Kernreaktoren sollen endgelagert werden. Es könnte auch mehr werden, je nach AKW-Laufzeit. Wer weiß, vielleicht wird auch Deutschland an der Grenzregion noch Interesse finden, die Standortsuche für ein heimisches Endlager läuft noch bis 2031. Das regionale Brennelemente-Zwischenlager im 2019 abgeschalteten AKW Philippsburg bei Karlsruhe ist nichts für die Ewigkeit. Gedacht werden muß hier aber mit viel zeitlichem Vorlauf. So würde es in der Schweiz mit der Einlagerung planmäßig erst 2050 losgehen, mit der Versiegelung des Lagers nach einer Beobachtungsphase im Jahr 2115. Lange genug strahlen wird der radioaktive Müll, hier wird in Jahrhunderttausenden gerechnet. Ein formelles Verfahren für eine Baugenehmigung ist damit noch nicht eröffnet, aber darauf läuft nach den vorliegenden Daten alles hinaus. Vorher wird aber sicher noch mit einer Schweizer Volksabstimmung zu rechnen sein – auch das ist einkalkuliert.