© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/22 / 07. Oktober 2022

„Einen Denkzettel verpassen“
AfD im Aufwind: Spitzenkandidat Stefan Marzischewski-Drewes über die Themen, mit denen seine Partei beim Wähler wieder punkten will
Christian Vollradt

Herr Marzischewski-Drewes, vor einem halben Jahr sah es noch so aus, als müsse die AfD angesichts der Fünfprozenthürde zittern; kurz vor dem Wahlsonntag kratzen Sie an der Zweistelligkeit. Haben Sie sich schon beim Bundeskanzler oder bei Herrn Habeck für die Unterstützung bedankt?

Marzischewski-Drewes: Zwei neue Umfragen sehen uns bereits im zweistelligen Bereich. Der Grund: Die AfD präsentiert praktikable Lösungsvorschläge. Mein Leitsatz: Politik hat den Menschen vor Ort zu dienen. Das findet berechtigterweise immer mehr Zustimmung. Vor einem Kanzler, der an Vergeßlichkeit leidet, und einem Kinderbuchautor, der mit Deutschland nichts anfangen kann, hat die AfD seit Jahren gewarnt. Am 9. Oktober können die Wähler in Niedersachsen diesem Ampelmurks einen Denkzettel verpassen. 

Galoppierende Energiepreise, Inflation – die großen Aufregerthemen betreffen die Bundespolitik. Welche spezifisch landespolitischen Akzente setzt die AfD? 

Marzischewski-Drewes: In der Landespolitik möchten wir die Förderschule „Lernen“ dauerhaft erhalten. Die Lehrer müssen entlastet und die Unterrichtsversorgung verbessert werden. Zusätzlich wollen wir den Schulen Schulassistenten und IT-Administratoren zur Verfügung stellen. Mit einem radikalen Bürokratieabbau möchten wir die staatlichen Entscheidungsprozesse auf allen Ebenen beschleunigen und verschlanken. In der Kreisverwaltung in Gifhorn wuchs der Verwaltungsapparat um mehr als 25 Prozent in den letzten fünf Jahren! Ebenso fordern wir die Wiedereinführung des Widerspruchsrechts bei öffentlichen Bescheiden sowie die Abschaffung der ungerechten Straßenausbaubeiträge – und natürlich eine Reform des NDR-Staatsvertrages. Das sind nur einige Punkte. 

Niedersachsen galt lange als Sorgenkind in der AfD. Die beiden zerstrittenen Lager blockierten sich gegenseitig, dann flog auch die Landtagsfraktion auseinander. Können sich Ihre Wähler darauf verlassen, daß die AfD diesmal bis zum Ende der Legislaturperiode durchhält?

Marzischewski-Drewes: In Gifhorn im Kreistag und Stadtrat führe ich seit sechs Jahren erfolgreich zwei Kommunalfraktionen an. Wir sind dort Taktgeber der örtlichen Politik. Als leitender Arzt bin ich für rund 70 Mitarbeiter verantwortlich. Ich bin es gewohnt, Teams und Organisationen anzuführen. Ich verbinde und integriere die Menschen.  

Häufige Begleiterscheinungen des AfD-Wahlkampfs sind ja zerstörte Plakate, blockierte Veranstaltungslokale oder die Ausgrenzung bei Podiumsdiskussionen. Waren Sie davon wieder betroffen – oder lief es diesmal fairer ab? 

Marzischewski-Drewes: Die Verlustquote an Wahlplakaten in den urbanen Zentren liegt bei zirka 75 Prozent. Der Landessportbund lädt alle Spitzenkandidaten ein, nur mich nicht. Es geht aber auch anders: Vom Stadtjugendring Wolfsburg bin ich eingeladen worden und konnte mit knapp 200 Schülern angeregt diskutieren. Die Zustimmung dort bestätigt mich in meiner Annahme, ein sehr gutes Wahlergebnis zu erreichen. 






Stefan Marzischewski-Drewes ist Spitzenkandidat der AfD bei der Landtagswahl am Sonntag. Der 57jährige arbeitet als Radiologe und Allgemeinmediziner in Gifhorn.

Eine längere Fassung des Interviews lesen Sie auf:  www.jungefreiheit.de