© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/22 / 07. Oktober 2022

Meldungen

Herbe Schlappe für Erdoğans Kandidaten 

Sarajevo. Das Interesse am Ausgang der Wahlen am 2. Oktober in Bosnien und Herzegowina richtete sich insbesondere auf das Abschneiden der „nationalistischen“ Parteien. Das sind die bosniakisch-muslimische SDA, die bosnisch-kroatische HDZ und die bosnisch-serbische SNSD von Milorad Dodik. Dem „Ultranationalisten“ Dodik gelang es, gegen eine starke Mitbewerberin, die Präsidentschaft der Teilrepublik Republika Srpska zu erlangen. Zudem zieht die Kandidatin der SNSD, Željka Cvijanović, als serbische Vertreterin in das dreiköpfige Staatspräsidium ein. Eine herbe Niederlage mußte Bakir Izetbegović, der Vorsitzende der muslimisch-nationalistischen SDA, hinnehmen. Gegen den massiv vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan unterstützten Izetbegović setzte sich der sozialdemokratische Denis Bećirović durch und nimmt den bosniakischen Sitz im Staatspräsidium ein. Obgleich die HDZ-Kandidatin Borjana Krišto die Stimmen der bosnischen Kroaten auf sich vereinen konnte, muß sie den Sitz der Kroaten im Staatspräsidium dem „Reformer“ Željko Komšić überlassen. Allerdings wird er von den bosnischen Kroaten nicht als ihr Vertreter anerkannt, weil er mehrheitlich von Bosniaken gewählt wurde und schon in den vorherigen Amtsperioden ihre und nicht die Interessen der Kroaten vertreten hat. (hjg)





Mahnwache für erschossenen Flamen 

Merksem. Zweihundert Flamen hielten am Wochenende in Merksem bei Antwerpen eine Mahnwache für den erschossenen Yannick Verdyck (36) ab. Dieser war nachts in seiner Wohnung von der Mobilen Einheit der belgischen Polizei überrascht worden, die lediglich Französisch sprachen, ihm zuriefen, er solle „die Klappe halten“, und ihn dann töteten. Ein polizeilicher Bericht, wonach der Sportschütze Verdyck eine Waffe auf die Polizisten gerichtet habe, wurde inzwischen zurückgezogen. Verdyck galt als regierungskritisch, war aber nie polizeilich aufgefallen. Die Abgeordnete Barbara Pas (Vlaams Belang) stellte nun die Anfrage im Parlament, seit wann ausschließlich französischsprechende Einheiten in Flandern eingesetzt würden, wie oft dies bereits geschehen und welche Sanktionen für Einsätze von Wallonen in Flandern vorgesehen seien. (mb)





Balkan: Kampf gegen Schleuser wird intensiviert 

WIEN. Aufgrund des vermehrten Schlepper-aufkommens haben Österreich und Tschechien vergangene Woche damit begonnen, an den Grenzübergängen zur Slowakei verstärkt Kontrollen durchzuführen. Österreichs Polizei hat 200 Beamte im Einsatz. In Tschechien waren es über 500 Polizisten, die die Grenzübergänge kontrollierten. Prag hatte die Maßnahme an der Schengen-Binnengrenze wegen stark angestiegener illegaler Migration beschlossen, vor allem aus Syrien, berichtet die Nachrichtenagentur APA. Unterdessen habe der slowakische Regierungschef Eduard Heger die Kontrollen als „falschen Schritt, der gegen die Interessen des Schengen-Raums gerichtet ist“, kritisiert. Parallel dazu haben sich die österreichischen, slowakischen, tschechischen und ungarischen Innenminister für eine verstärkte Zusammenarbeit beim Schutz der Außengrenzen ausgesprochen. (ctw)