© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/22 / 07. Oktober 2022

Filmkritik Brennendes Indien
Flucht durch Rebellengebiet
Werner Olles

Indien im Jahr 1905. In den Bergen haben sich islamische Aufrührer verschanzt, um einen Angriff auf den prächtigen Palast des Maharadschas vorzubereiten. Die Rebellen wollen dessen sechsjährigen Sohn entführen, um so an die Macht zu gelangen.

Dem britischen Captain Scott (Kenneth Moore) und der amerikanischen Erzieherin Catherine Wyatt (Lauren Bacall) gelingt es jedoch in letzter Minute mit dem Jungen zu fliehen, nachdem die Aufständischen seinen Vater getötet haben. In der Stadt Haserabad treffen sie auf weitere Flüchtlinge, die sich vor den Rebellen in Sicherheit bringen wollen. Da die Züge hoffnungsvoll überfüllt sind, brechen sie mit einer alten Lokomotive durch das von den Moslems bewachte Stadttor und können so entkommen. Zu ihnen haben sich noch die Frau des britischen Gouverneurs, Lady Windham (Ursula Jeans), und der undurchsichtige Van Leyden (Herbert Lom) gesellt. Ihr Ziel ist die sichere Stadt Kalapur, doch die Fahrt dorthin durch Rebellengebiet ist nicht ungefährlich. Van Leyden stellt sich als ein mit den Moslems sympathisierender Spion heraus, und es kommt zum Kampf zwischen ihm und Scott …

„Brennendes Indien“ (North West Frontier“/“Flame Over India“, GB 1959) basiert auf dem Drehbuch des Western-Autors Frank S. Nugent, der für seine Drehbücher zu den Western-Klassikern von John Ford berühmt wurde. Regisseur J. Lee Thompson machte sich in den siebziger und achtziger Jahren einen Namen mit Charles Bronsons Selbstjustiz-Rache-Thrillern. „Brennendes Indien“ war sein letzter britischer Film, bevor er endgültig nach Hollywood wechselte. Über seine Inszenierung urteilt das Lexikon des Internationalen Films: „ein solider Abenteuerfilm in großartig fotografierter Landschaft“. Tatsächlich fängt die Kamera von Geoffrey Unsworth die aufregenden Erlebnisse einer Handvoll Flüchtlinge durch die von Rebellen kontrollierte nordwestliche Grenzprovinz in Britisch-Indien, die heute zu Pakistan gehört, lebendig und stimmig ein. Die Landschaft des in Andalusien gedrehten Films macht gemeinsam mit den melodramatischen Akzenten und Abenteuern im heftig umkämpften Krisengebiet „Brennendes Indien“ trotz der üblichen Genre-Muster und Klischees zum spannenden Unterhaltungskino.

Als Bonus enthalten DVD und Blu-ray ein umfangreich bebildertes Beiheft der Illustrierten Filmbühne.

DVD/Blu-ray: Brennendes Indien. Pidax Film-Klassiker 2022, Laufzeit etwa 124 Minuten