© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/22 / 07. Oktober 2022

Meldungen

SED-Opfer sind besonders von Altersarmut betroffen

BERLIN. Politisch Verfolgte der früheren SED-Diktatur in Berlin sind besonders von Altersarmut betroffen. Das ist das Ergebnis einer Teilstudie des Berliner Instituts für Sozialforschung GmbH (BIS) für den Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Tom Sello. Laut der Studie haben Verfolgte der SED-Diktatur ein deutlich geringeres Einkommen als der Durchschnitt der Bevölkerung in der Hauptstadt. Das Durchschnittseinkommen der Befragten mit Rehabilitierungsantrag betrug ohne die Leistungen aus den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen 1.418 Euro. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen in Berlin insgesamt für das Jahr 2019 lag bei 1.621 Euro. Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten gaben an, daß Ausgleichs-, Entschädigungs- und Unterstützungsleistungen für sie eine notwendige finanzielle Hilfe darstellten. Für die Untersuchung hat das Institut 21 Verfolgte der SED-Diktatur und deren Kinder interviewt. 487 Personen nahmen zudem an einer Online-Befragung teil. Sello sieht einen dringenden Handlungsbedarf: „Um besondere soziale Härten durch die steigende Inflation und den Anstieg der Lebenshaltungskosten abzuwenden, ist es notwendig, die sogenannte Opferrente deutlich zu erhöhen.“ Die wissenschaftliche Leiterin des BIS und Projektleiterin der Studie, Eva Schulze, sagte, die Untersuchung mache die Langzeitfolgen der politischen Verfolgung sichtbar. Sie äußerten sich in gesundheitlicher, oft auch psychischer Belastung und in einer prekären finanziellen Situation der Verfolgten. Die Studie ergab außerdem, daß die Verfahrensdauer bei Rehabilitierungen mit sechs bis 18 Monaten zu lang sei. Ein ehemaliger politischer Häftling in der DDR, Mario Röllig, nannte das Verfahren für den Rehabilitierungsantrag belastend. Es könne zu einer Retraumatisierung führen: „Daß man in einem DDR-Jugendwerkhof tagelang in einen lichtlosen Kerker gesperrt werden konnte oder im Stasi-Gefängnis gefoltert wurde, ist teilweise schwer nachzuweisen, hat aber Auswirkungen auf die körperliche und psychische Verfassung heute.“ Deshalb wünsche er sich, daß gesundheitliche Folgeschäden aufgrund von politischer Verfolgung in der SED-Diktatur „unkompliziert anerkannt“ würden. (idea/JF)

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Umfrage: „Opernhaus des Jahres“ steht in Frankfurt 

BERLIN. Die Oper Frankfurt ist erneut zum Opernhaus des Jahres gewählt worden. Die Monatszeitschrift Opernwelt hat dazu nach eigenen Angaben mehr als 40 internationale Kritiker befragt. Eine Mehrheit war der Meinung, an dem Haus gebe es einen „wagemutigen Spielplan, kluge Inszenierungen, geschliffene musikalische Interpretationen“. Es ist bereits die sechste Auszeichnung für die Frankfurter Oper. Dort war in der Spielzeit 2021/22 laut Umfrage mit „Die Nacht vor Weihnachten“ auch die Aufführung des Jahres zu sehen. Zum Regisseur des Jahres wurde der Russe Kirill Serebrennikov (53) für seine Inszenierungen von Schostakowitschs „Nase“ an der Bayerischen Staatsoper in München sowie Webers „Freischütz“ in Amsterdam gekürt. Dirigent des Jahres ist den Kritikern zufolge der Chef der Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko (50). Er erhielt die Auszeichnung für seine Interpretation von Tschaikowskys „Pique Dame“, die er mit dem Orchester aus Berlin in Baden-Baden präsentierte. (tha)

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