© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/22 / 07. Oktober 2022

Indien & Pakistan: Regimeentwicklung zu Demokratie und Militärdiktatur
Frühe Weichenstellungen
(ob)

Indien und Pakistan gingen im August 1947 aus Britisch-Indien hervor. Trotz dieses gemeinsamen Erbes sowie sozioökonomischer und kultureller Parallelen entwickelte sich Indien zu einer Demokratie, „der größten der Welt“, wie das permanente Eigenlob von dorther tönt, Pakistan aber nicht. Obwohl beide Gesellschaften bis heute hierarchisch organisiert und entlang der Trennlinien von Kaste, Klasse, Sprache, Religion und Geschlecht tief gespalten sind, ist das mehrheitlich hinduistische Indien mit solchen Hindernissen kreativer umgegangen als das muslimische Pakistan. Für die Asien-Forscherin Agnieszka Nitza-Makowska (Collegium Civitas, Warschau) liegen die Hauptgründe für Indiens erfolgreicheren Demokratie-Aufbau in überlieferten bürgerlichen Strukturen, frühzeitiger Etablierung eines effektiven Wahlsystems und toleranter Minderheitenpolitik und der Anerkennung regionaler ethnischer Minderheiten (Aus Politik und Zeitgeschichte, 30-31/2022). Pakistan fehlten diese Voraussetzungen, stattdessen konnte die lange von der britischen Kolonialverwaltung geförderte feudale Elite den demokratischen Geist seit 1947 „kontinuierlich ersticken“. Was zugleich den Aufstieg des Militärs und des Sicherheitsapparats  in dieser „Islamischen Republik“ begünstigte, deren Macht bis heute ungebrochen sei. 


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