© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/22 / 07. Oktober 2022

Meldungen

Angelsächsischer Genpool sank von 75 auf 40 Prozent 

LONDON. Ab dem 5. Jahrhundert n. Chr. wanderten Germanen aus Regionen, die heute zu den Niederlanden, Norddeutschland und Dänemark gehören, in das ehemals römisch beherrschte Britannien ein. Diese sogenannten Angelsachsen vermischten sich mit der ortsansässigen Bevölkerung, wobei bislang Unklarheit herrschte, in welchem Ausmaß. Doch nun konnte dieses Phänomen im Rahmen ausgedehnter archäogenetischer Untersuchungen durch 80 Forscher um Joscha Gretzinger vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig mit relativ großer Sicherheit bestimmt werden: Im Laufe des Mittelalters stieg der angelsächsische Anteil am Genpool der Bewohner der britischen Hauptinsel bis auf 75 Prozent, sank dann aber zur Neuzeit hin auf rund 40 Prozent, wofür die spätere Immigration aus Ländern südlich des Ärmelkanals verantwortlich war (Online-Ausgabe von Nature vom 21. September 2022). Allerdings fiel die Vermischung nicht überall gleich intensiv aus. So fanden sich in Buckland bei Dover und Oakington in Cambridgeshire vielerlei Anzeichen für eine sehr umfassende genetische und auch soziale Verschmelzung, während die Ergebnisse aus Apple Down in West Sussex eher auf das Gegenteil hindeuten. (ts)

 www.nature.com





Afrika: Frühe Wurzeln von Handelsnetz und Sklaverei 

NEW HAVEN. Archäologen und Anthropologen der US-amerikanischen Yale University unter Jessica Thompson haben in den Berghöhlen unweit des Malawi-Sees in Ost-Zentralafrika 29 Glasperlen und zwei als Zahlungsmittel genutzte Kauri-Muscheln entdeckt. Die letzteren stammen zweifelsfrei aus dem 400 Kilometer entfernten Indischen Ozean und gelangten bereits um 680 und 870 nach Malawi. Hingegen ergab die Analyse der Perlen, daß diese zur Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa hergestellt worden waren – mit einer Ausnahme: Hier stimmt die Materialzusammensetzung mit der von indischen Perlen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert überein. Dies interpretieren Thompson und deren Kollegen als Beleg für die Existenz von komplexen Handelsnetzen zwischen der Küste und dem Inneren Afrikas lange vor der Ankunft der Europäer: Die Neuankömmlinge hätten bei ihrer Suche nach Kopal, Elfenbein und Sklaven also keine eigenen Routen erschlossen, sondern lediglich die von Schwarzen geschaffene Infrastruktur genutzt (Pressemitteilung der Yale University vom 15. September 2022). Das heißt dann freilich auch im Umkehrschluß, daß der Sklavenhandel in der Region bereits florierte, bevor die Weißen eintrafen. (ts)

 www.news.yale.edu





Erste Sätze

Der 12. August 1759 war für Preußen ein schwarzer Tag. Am 10. war des Königs Armee, von Beeskow und Müllrose kommend, unter Umgehung Frankfurts, wo die Russen schon waren, in Lebus eingetroffen und war am 11. bei Reitwein über die Oder gegangen.

Günter de Bruyn: Die Finckensteins. Eine Familie im Dienste Preußens, Berlin 1999





Historisches Kalenderblatt

8. Oktober 1912: Montenegro erklärt dem Osmanischen Reich den Krieg, die Staaten Serbien, Bulgarien und Griechenland folgen eine Woche später. Die damit beginnenden zwei unglaublich grausam und opferreich geführten Balkankriege endeten vorerst im August 1913.