© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/22 / 07. Oktober 2022

Frisch gepreßt

Immunsystem. Wie immer der Streit über ihre Ursache ausgehen mag – Wildtiermarkt,  Laborunfall oder biologische Kriegführung –, wie immer die Medizingeschichte ihre  reale Gefährlichkeit einst beurteilen wird, so steht doch heute schon fest: Die Corona-Pandemie hat die Menschen des digitalen Zeitalters nachdrücklich daran erinnert, daß sie nicht nur Kulturwesen, sondern auch Naturwesen sind. Alles, was uns als Menschen ausmacht, so lautet die vom „chinesischen Virus“ (Donald Trump) erteilte Lektion, ist in die 3,5 Milliarden Jahre alte Naturgeschichte des Planeten Erde und des irdischen Lebens eingebunden und aus ihr hervorgegangen. Der Mensch ist daher primär Teil der Gemeinschaft der Säugetiere, ähnelt aber mit seinem Immunsystem auch Einzellern wie Amöben, die ebenfalls über Abwehrmechanismen verfügen, um sich gegen tödliche Viren zu schützen. Um diese Corona-Lektion zu vertiefen, führt der auf Ökoimmunologie spezialisierte Grazer Biologe Clemens G. Arvay mit seiner vom Bakterium zum Homo sapiens fortschreitenden Naturgeschichte des Immunsystems dem Leser vor Augen, wie abhängig seine Gesundheit von seiner natürlichen Umwelt ist. Ein Bewußtsein dafür zu entwickeln trüge dazu bei, sich stärker für „den Erhalt und die Wiederherstellung unserer Lebensräume und der Ökologie der Erde“ zu engagieren. (ck)

Clemens G. Arvay: Die Naturgeschichte des Immunsystems. Quadriga Verlag, Köln 2022, gebunden, 270 Seiten, Abbildungen, 22 Euro

Politisierter Fußball. Einfach auf den Fußballplatz oder ins Stadion zu gehen, um den Kickern zuzusehen und dabei ganz entspannt eine Bratwurst und ein Bier zu genießen, das ist Leuten wie dem Soziologen Klaus-Dieter Stork, langjähriger Kofferträger und zuletzt Lebensgefährte der SPD-Linken Andrea Ypsilanti, und dem 40jährigen Ex-Kicker beim Antifa-Club Roter Stern Frankfurt Jonas Wollenhaupt ein Graus. Ihr Motto heißt: Der wahre, schöne und gute Fußball ist links. Diese These versuchen sie mit ihrer historischen Rundschau auf diverse Clubs, Milieus und Spielerpersönlichkeiten zu erhärten. Dabei „versuchen wir gar nicht erst, neutral zu sein“, bekunden die Autoren freimütig und geben im Fall des Hessischen-Rundfunk-Redakteurs Wollenhaupt aufschlußreiche Einblicke in dessen journalistisches Selbstbild. Herausgekommen ist dann auch ein etwas unorganisiertes Kaleidoskop zwischen Arbeiterfußball und linker Fankultur, angereichert mit der üblichen Litanei über die Kommerzialisierung des Fußballs – die viele Fans in der Kurve mittlerweile nicht mal halb soviel nervt wie irgendwelche nun üblichen Politbekenntnis-Rituale im Anstoßkreis. (bä)

Klaus-Dieter Stork, Jonas Wollenhaupt: Links kickt besser. Der Mythos vom unpolitischen Fußball. Westend Verlag, Frankfurt 2022, broschiert, 239 Seiten, 20 Euro