© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/22 / 07. Oktober 2022

Leserbriefe

Zu: „Die Lebensader abschneiden“ von Holger Douglas, JF 40/22

Kollektivismus und Totalitarismus

Grün ist das neue Braun. Ein provozierender Ausspruch, zugegeben, aber diese Tatsache dürfte zwischenzeitlich auch dem letzten politikverdrossenen Zeitgenossen aufgefallen sein. Die Bezeichnung „Verbotspartei“ kommt schließlich nicht von ungefähr angesichts der Denk- und Sprechverbote, welche die grünen Wächter der Political Correctness über unsere Gesellschaft verhängt haben. Grün ist die neue Tarnfarbe für die freiheitsfeindliche Agenda, die uns allen die Luft abzuschnüren droht. Eine neue Form von Staats-Autoritarismus, Kollektivismus und Totalitarismus bedroht unsere Heimat. Und die Zeit läuft uns davon. Es heißt, jedes Volk bekomme die Regierung, die es verdient hat. Da ist leider etwas Wahres dran – ohne die schweigende Zustimmung der Mehrheit kann sich keine auch noch so schlechte oder unfähige Regierung an der Macht halten. Jeder, der das Parteiprogramm der Grünen durchgelesen hat (was die wenigsten getan haben), konnte sehen, wohin die Reise geht. Die Grünen haben ihre Ziele nie verheimlicht, der Wähler hat genau das erhalten, was er gewählt hat, ließe sich sagen. 

Die Regierung, hilflos und überfordert ist und versucht, sich mit nichtssagenden „Wir“-Phrasen zu retten, dürfte nicht überraschen, denn die Mehrzahl der Bürger hat in den letzten Jahren ohne zu überlegen dabei mitgemacht. Einst bedeutungsvolle Begriffe wie Demokratie, Freiheit, Solidarität, gemeinsame Werte oder Alternativlosigkeit haben inzwischen jeden Wert verloren, oft wurden sie sogar ins genaue Gegenteil verkehrt. Diese Schlagworte verschleiern, daß in der Regierung weder der Wille noch die Fähigkeit vorhanden ist, auch nur die einfachsten Lösungen für die hausgemachten Probleme zu finden. Hilf- und planlos wird versucht, mit noch mehr Geld – dem Allheilmittel deutscher Politik – die Symptome des eigenen Versagens zu verschleiern. Wenn der einfache Bürger jedoch seine Maske nicht richtig trägt oder es wagt, die Regierung für ihre Unfähigkeit zu kritisieren, dann kann es passieren, daß ihm morgens um sechs Uhr von der Polizei die Tür eingetreten wird. Wir erleben die inkompetenteste Regierung, die die Bundesrepublik jemals hatte.

Sven Korte, Attendorn






Zu: „Bild der Woche / Verdacht auf Sabotage“, JF 40/22

Dubiose Verdächtigung

So ist das also: Rußland sabotiert seine eigenen Erdgas-Pipelines in der Ostsee, damit weniger Gas nach Westeuropa fließt. Irgendwie kann ich diesen Unsinn nicht glauben, der dem Bürger weisgemacht werden soll. Eher wäre doch denkbar, daß auch andere Staaten dieser Welt Interesse daran haben könnten, daß russische Erdgaslieferungen ausfallen, um eigenes Erdgas besser zu verkaufen. Daß es im konkreten Fall Sabotage war, möchte ich nicht ausschließen, aber wie schnell Rußland dafür als Schuldiger „gefunden“ wurde, ist schon bemerkenswert!

Dr. Jürgen Kaatz, Wittstock/Dosse




Hoffentlich nicht das Werk der US-Armee

Sie haben es hier (Bild und Kurzartikel zur Sabotage an den zwei deutsch-russischen Pipelines in der Ostsee) dankenswerterweise unterlassen, den Verdacht für die Täterschaft gleich auf Rußland zu lenken. Die sonstige Medienzunft in Deutschland war damit schnell zuwege. Ohne die mögliche Täterschaft der Russischen Föderation beweiskräftig auszuschließen, führt bereits die Bildung eines ganz normalen Krimi-Lesers zu einem ganz anderen Verdacht: So ist festzustellen, daß der US-Präsident selbst die Absicht geäußert hat, es zu tun, und daß die USA ein, nicht zuletzt ökonomisches, Motiv haben. Zudem hatten die USA die Gelegenheit und die technischen Möglichkeiten hierzu (da sie zur Tatzeit mit Kriegsschiffen in relativer Nähe anwesend waren und die Tat durchaus nicht ungewöhnlich wäre). Zum letzten Verdachtsmerkmal sei daran erinnert, daß die USA folgende Kriege in ähnlicher Weise provoziert haben: 1861 den Amerikanischen Bürgerkrieg durch den Flottenaufmarsch der Nordstaaten im Charleston Harbor vor dem Südstaaten-Fort Sumter, 1898 den amerikanisch-spanischen Krieg durch die Selbstversenkung des US Kriegsschiffs „Maine“ im Hafen von Havanna, 1941 den amerikanisch-deutschen Krieg durch die amerikanische Eröffnung des „Schießkriegs“ der US Navy auf Befehl Roosevelts gegen die deutsche Kriegsmarine auf dem Nordatlantik drei Monate vor der deutschen Kriegserklärung an die USA und 1964 den amerikanisch-vietnamesischen Krieg durch den Tonkin-Zwischenfall. 

Es ist zu hoffen, daß die Sabotage an den zwei Pipelines trotzdem nicht das Werk der Amerikaner war und wieder einmal nur das Vorspiel zu ihrer nächsten offiziellen Kriegsteilnahme. Es wäre sonst mit der Zerstörung einer deutschen Versorgungsleitung auch eine Kriegshandlung gegen Deutschland.

Gerd Schultze-Rhonhof, Haldensleben




Die Wahrheit ist nichts für den Marathon

Zur Wertung des Sachverhalts muß man sich immer vor Augen halten, daß in jedem Krieg die Wahrheit zuerst auf der Strecke bleibt. Im Zusammenhang mit den vermuteten Sabotageakten an den Pipelines und deren Akteuren ist natürlich die Frage angebracht: Wem nutzt es und welche geschäftlichen Interessen werden tangiert? Es erscheint zumindest sinnvoll, sich an das Interview zu erinnern, welches US-Präsident Biden NBC vor einigen Monaten gegeben hat und das man hier durchaus als Ankündigung verstehen kann. Biden wörtlich: „Wenn Rußland einmarschiert (...), dann wird es kein North-Stream 2 geben – wir werden dem ein Ende setzen!“ Darauf der Reporter: „Aber wie wollen Sie das genau machen, da das Projekt unter deutscher Kontrolle steht?“ Biden: „Ich verspreche Ihnen, daß wir in der Lage sein werden, das zu tun!“ Alles nur Spekulation? Erwähnenswert wäre noch, daß es in der Folge gleichlautende Ankündigungen aus den Reihen des CIA gab. Alles nur Zufälle? 

Wer dagegen glaubt, daß die Amerikaner in dieser Auseinandersetzung viele Milliarden Dollar aus reiner Menschenfreundlichkeit und für den Erhalt demokratischer Werte aufwenden, hat die amerikanische Auffassung und deren Vorstellungen vom Business wohl nicht in voller Tragweite erkannt, obgleich die Geschichte der vergangenen Jahre hier genügend Anschauungsmaterial liefert!

Gerhard Franke, Mainz






Zu: „Der verschleierte Ansturm“ von Michael Paulwitz, JF 39/22

Bochum, ich lern von dir

Eine Deutschlehrerin aus der Ukraine zeigte sich irritiert, daß deutsche Frauen kaum Kinder hätten, dunkelhäutige indessen vier bis fünf. Daß es auch noch ohne Gegenleistung Kindergeld gäbe, würde deren Geburtenraten weiter steigen lassen, meinte sie. Herrn Paulwitz’ Hoffnung, daß es auch in Deutschland noch nicht zu spät sei, die Geisterfahrt zu beenden, teile ich nicht. Seit drei Jahren lerne ich Türkisch, um mich im öffentlichen Raum nicht völlig ausgeschlossen zu fühlen.

Claudia Reith, Bochum






Zu: „Dem Untergang entgegen“ von Florian Werner, JF 39/22

Kommunistische Kernschmelze

Wie Florian Werner „Die Linke“ als einzige Oppositionspartei links der Mitte im Bundestag bezeichnen kann, ist wohl nicht nur mir absolut schleierhaft. Tatsächlich gibt es abgesehen von der liberal-konservativen AfD im Bundestag nur Parteien, die sich am linken Rand des politischen Spektrums drängeln und deren „woke“ Ideologien sich zum Verwechseln ähneln. Die Aufregung um Sahra Wagenknechts Auftritte hat meines Erachtens nur einen geringen Anteil an der Krise, in der sich die mehrfach umgetaufte SED zur Zeit befindet. Ausschlaggebend ist vielmehr, daß SPD und Grüne nun die abstrusesten Ideen umsetzen und den Dunkelroten somit die Themen wegnehmen. Offene Grenzen? Haben wir! Bürgergeld? Kommt! Extrembesteuerung der Leistungsträger? Check! Verstaatlichung von Banken und Schlüsselindustrien? In Arbeit! Kampf gegen „rechts“? Läuft auf Hochtouren! Mit welchem neuen Unsinn will denn Die Linke bei den Wählern noch punkten? Als Abklingbecken für Altkommunisten, Marxisten und sonstige Linksextreme erfüllt Die Linke dennoch einen guten Zweck – solange sie unter der Fünfprozenthürde und damit außen vor bleibt. So werden Stimmen „gebunden“, die ansonsten zweifelsfrei der SPD oder den Grünen zufallen würden.

Frank Reiners, Virginia Beach, Virginia/USA






Zu: „Bild der Woche / Schimi als Attraktion“, JF 39/22

Verschobene Maßstäbe in Duisburg

Es ist schon erstaunlich, wie wenig es bedarf, um heute als denkmalwürdig zu gelten, während die Denkmäler bedeutender Staatsmänner wie Bismarck oder bedeutender Musiker wie Wagner verunglimpft werden. Schimanski und seinen Fans sei es gegönnt, doch scheint mir hier der Maßstab durch den Zeitgeist verschoben.

Manfred Lorenz, Neustadt an der Weinstraße






Zu: „Nur noch Verachtung“ von Michael Paulwitz, JF 37/22

Sausen für die Kulturbanausen

Nicht zu fassen: In Deutschland planen gewissenlose Kulturbanausen, nachdem bereits etliche Straßen und Plätze ihre Namen eingebüßt haben zugunsten heutiger Namensgeber, die der Berliner Führungselite genehm sind, die letzten geschichtsträchtigen Denkmale auch noch abzuschaffen. Fast scheint es, als sei dies das genuine Interesse unserer heutigen Volksvertreter. Offensichtlich soll wirklich nichts mehr an die deutsche Nation erinnern. Aber diese Leute denken ja nicht weiter als von zwölf bis Mittag. 

Jetzt ist wieder einmal der Reichsgründer dran. Seine Denkmale werden verächtlich gemacht, werden beschmutzt und sogar für den Abbruch empfohlen. Es ist nicht zu verstehen: Die Dargestellten gehören einfach zur deutschen Kultur, haben Geschichte gemacht, ob es manchen Leuten nun paßt oder nicht, schließlich ist keiner perfekt. Und  was Bismarck betrifft, bedenken die Zerstörer offenbar nicht, wenn ihre Sozialversicherungen für sie eintreten, wenn Not am Mann ist, daß dies Bismarck zu verdanken ist. Und diesen Mann wollen sie verachten, besudeln und einfach auf diese Weise loswerden. Da faßt man sich doch an den Kopf! Einen Mann wie Bismarck, der sein Gehirn auch wirklich benutzt, den bräuchten wir dringend in unserem heutigen Deutschland!

Elke Glück, Jeetze/Sachsen-Anhalt






Zu: „Die Raupe Nimmersatt aus Warschau“ von Bruno Bandulet, JF 37/22

Ansprüche verrechnen: Überschußgeschäft

Zum widerholten Mal verlangt Polen Reparationszahlungen von Deutschland. Aha, da wollen wir mal nachrechnen: Nach 1945 erhielt Polen einen Teil Deutschlands, in dem vorher 9.620.000 Menschen lebten. Und Polen erhielt all deren Eigentum, deren Firmen, deren Geschäftsausstattung, erhielt alle Bodenschätze in Schlesien, erhielt die gesamte Infrastruktur. Um eine Zahl für den Wert der von Polen erhaltenen Güter zu bekommen, nehmen wir als Durchschnittsvermögen einer der 9.620.000 Personen den Betrag von 150.000 Euro. Das soll gelten einschließlich der seit 1945 von Polen abgebauten Bodenschätze, einschließlich der seit 1945 bewohnten Gebäude (auch wenn diese zum Teil sehr beschädigt waren), einschließlich der landwirtschaftlichen Leistung und der funktionsfähigen Firmen, inklusive der seit 1945 verwendeten gesamten Infrastruktur (Straßen, Wasserversorgung etc.), die sich für Polen als Nutzen aus dieser Gebietsübertragung von Deutschland an Polen ergab. Der Betrag von 150.000 Euro erscheint dabei eher zu niedrig angesetzt. Bei 9.620.000 Personen ergibt der Wert aller 1945 von Polen erhaltenen Güter und Waren und deren Nutzung seit 1945 mindestens den Betrag von 1,4 Billionen Euro, also hundert Milliarden mehr als die Summe von 1,3 Billionen Euro, die Polen als Reparationszahlung verlangt. Wenn Polen diese Forderung mit der von deutscher Seite verrechnete – wann will Polen bezahlen?

Wolf Krisch, Ludwigsburg






Zu: „Geheimdienst gegen den politischen Gegner nutzen“ von Karlheinz Weißmann, JF 36/22

Erstaunlich moderate Rezension

Der Rezensent beurteilt erstaunlich moderat das neue Buch von Klaus-Dietmar Henke, wenn man weiß, daß dieser linke Historiker und AdenauerGegner darauf abhebt, den Gründer der deutschen Nachkriegsdemokratie als Antidemokraten anzuschwärzen. Henke war Direktor des Dresdner Instituts für Totalitarismusforschung und erteilte dem damaligen Mitarbeiter Lothar Fritze ein Publikationsverbot, weil dieser einen kritischen Text über den Hitler-Attentäter Georg Elser (Bürgerbräukeller am 8. November 1939) verfaßt hatte. Henke mußte zurücktreten. 

Zudem berücksichtigt Henke bei seiner Beurteilung Adenauers nicht die damalige Situation des Kalten Krieges, in der der Antikommunismus kein Hirngespinst war, sondern auf einer realen Bedrohung Westeuropas durch den sowjetisch beherrschten Ostblock fußte. Und in dieser Situation mißtraute Adenauer nicht grundlos einer – vor Godesberg 1959! – noch sehr linken SPD, die mit der Stalin-Note von 1952 sympathisierte, wonach es ein neutrales Gesamtdeutschland geben sollte. Adenauer dagegen trat für die Westintegration ein, getreu dem Motto: Lieber ein halbes Deutschland demokratisch als ein ganzes kommunistisch.

Dr. Wolfram Ender, Eschershausen