© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/22 / 07. Oktober 2022

Haltungsnote
Hihi, er hat „blasen“ gesagt!
Gil Barkei

Sexismus. Sexismus! Überall Sexismus!!! Der woke Wahnsinn treibt immer skurrilere Blüten. Seit 20 Jahren findet das Internationale Bläserfestival im baden-württembergischen Weil am Rhein statt. Doch nun soll das Fest plötzlich in einem Anflug an Paranoia auf Pipi-Kacka-Niveau anders heißen. Denn „Bläserfestival“ sei sexuell konnotiert und könnte mißverstanden werden. Meint zumindest der neue Kulturamtsleiter Peter Spörrer. Infantiles Gekicher in der ersten Sexualkundestunde und pubertäres Teenie-Gekrakel an der Schulklowand lassen grüßen. Hypersensible Wokeness trifft auf altbackene Prüderie. 

Die meisten Lokalpolitiker winken derweil lediglich mit einem müden Lachen ab. „Was für ein Unfug! In jeder Kapelle gibt es Musiker, die in ein Instrument blasen“, sagt CDU-Stadtrat Gustav Walliser der Bild am Sonntag. „Deshalb heißt es Blaskapelle, und das muß auch so bleiben!“ Eine weitere Diskussion über den Namen wurde im Gemeinderat abgelehnt: Man habe „andere Sorgen“. Und Spörrer rudert längst wieder zurück. Um die sexuelle Komponente gehe es doch lediglich am Rande, betont er gegenüber BamS: „Bei einem ‘Bläserfestival’ erwartet man traditionelle deutsche Blasmusik. Auf dem Festival spielen die Bands aber Brass, Jazz und Reggae.“ Im Ausland kenne man zudem nicht den Buchstaben ä. Auf die Sexismus-Masche folgt also die Masche mit den diskriminierten fremden Kulturen ...