© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/22 / 14. Oktober 2022

Landtagswahl in Niedersachsen
Gewonnen haben nur zwei Parteien
Christian Vollradt

Das Ergebnis, für das sich die SPD am vergangenen Wahlsonntag als Sieger bejubelte, entspricht bis hinters Komma exakt dem Wert, mit dem die Partei vor knapp 20 Jahren in Niedersachsen aus der Regierung gefegt wurde. So ändern sich die Zeiten. Für ihre Politik im Land jedenfalls hat der Wähler die Sozialdemokraten nicht mit einem neuen Regierungsauftrag belohnt. Allein wegen Stephan Weil ist der rote Balken zwischen Harz und Nordsee deutlich höher als im Rest der Republik. Der Ministerpräsident – bieder, brav – und darum das Bewährte, auf das man sich in Krisenzeiten so gern besinnt. 

Gewonnen haben nur zwei der im Landtag vertretenen Parteien: Grüne und AfD, die beiden (gesellschafts-)politischen Antipoden schlechthin. Wo die Grünen stark sind, in den Groß- und Universitätsstädten, ist die AfD schwach. Und umgekehrt, auf dem Land und in den Malocher-Regionen kann die Ökopartei nicht punkten. Die CDU, mit blassem Spitzenkandidaten, ohne echte Machtoption und vor lauter Opportunismus schon ganz schwindelig, verlor viele Wähler an beide. Für die AfD wiederum endete eine lange Serie mit Minuszeichen; auch im Westen kann sie wieder zulegen – ein Befreiungsschlag für ihren vor einem halben Jahr noch intern attackierten Bundesvorsitzenden. Vor allem die Enttäuschten im bürgerlichen Lager sammelte sie ein, nicht zuletzt einstige Wähler der FDP, die für ihren Murks in Berlin mit dem Rauswurf in Hannover abgestraft wurde.