© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/22 / 14. Oktober 2022

Vorschläge der Expertenkommission
Operieren mit der Gas-Kanne
Ulrich van Suntum

Die von der Ampel eingesetzte Gas-Expertenkommission hat in Rekordzeit einen Vorschlag ausgeheckt. Demnach soll der Staat die privaten Gasrechnungen für Dezember ganz übernehmen. Ab März würde dann eine „Gaspreisbreme“ gelten. Das heißt der Gaspreis wird für zwölf Monate staatlich gedeckelt, auf 12 Cent/KWh für Private bzw. 7 Cent/KWh für Unternehmen – allerdings nur für 80 Prozent des normalen Verbrauchs (bei Unternehmen 70 Prozent). Als Norm gelten die Abschlagszahlungen vom September 2022. Darüber hinausgehend muß der Marktpreis bezahlt werden. So will man den Anreiz zum Sparen bewahren. Die Kosten von 96 Milliarden Euro sollen aus dem 200 Milliarden Euro schweren „Doppelwumms“-Abwehrschirm beglichen werden.

„Doppelmurks“ wäre der treffendere Name. Denn zum einen wird hier gleichsam mit der Gas-Kanne operiert. Gutverdienende Bürger und Konzerne brauchen keine Energiepreisbremse, für andere ist sie dagegen zu schwach. Besser wären gezielte Einkommensbeihilfen für sozial Schwache und zum Beispiel zinslose Kredite mit langer Laufzeit für Selbständige und Unternehmen. Grundsätzlich falsch ist zudem jede Manipulation von Knappheitspreisen. Statt 96 Milliarden Euro dafür zu verpulvern, sollte das Geld lieber in die Erschließung zusätzlicher Energiequellen gesteckt werden.






Prof. Dr. Ulrich van Suntum ist Volkswirt und lehrte von 1995 bis 2020 an der Universität Münster.