© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/22 / 14. Oktober 2022

Meldungen

„Grobe Fehler“ in der deutschen Energiepolitik

SIEGEN. Die Bauingenieurin Lamia Messari-Becker sieht „grobe Fehler“ in der deutschen Energiepolitik. „Viele Politiker und Experten haben das Bild vermittelt, daß wir nicht nur die bestehende Stromerzeugung durch Wind- und Solarkraft ersetzen können, sondern daß Strom auch die Funktion aller anderen Energieformen übernimmt, also die Versorgung von Industrie, Gebäuden und Verkehr. Das ist Wunschdenken“, warnte die Professorin für Gebäudetechnologie in der Wirtschaftswoche. Strom mache nur 20 Prozent aus, der Rest verteile sich auf Wärme und Kraftstoffe. „Wir können niemals so viel Strom erzeugen, daß wir damit alle anderen Energieformen ersetzen und alle Sektoren sicher versorgen können“, erläuterte Messari-Becker. Zu glauben, schlecht isolierte Bestandsgebäude nur mit Luftwärmepumpen heizen zu können, sei „Irrsinn“, das würde das Netz überlasten und an kalten Wintertagen wäre es eine reine Stromheizung. Der Gebäudesektor sei für 40 Prozent des Energieverbrauchs verantwortlich, zudem müsse man den Immobilienlebenszyklus und die Herstellung einbinden. Also „Materialien so sparsam wie möglich einzusetzen und sie immer wieder in den Kreislauf zurückzuführen. Wenn uns das gelingt, haben wir viel erreicht – ohne Verzicht, ohne Verbote oder Vetorechte für Experten gegen das Parlament, wie der Sachverständigenrat für Umweltfragen vorschlägt“, so die Bauexpertin. (fis)

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Wirtschaftliche Substanz Deutschlands erhalten

BERLIN. Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) hat die ersten Vorschläge zur Gaspreisbremse scharf kritisiert. Das „stoppt den massenweisen Exodus unternehmerischer Existenzen nicht“, erklärte BVMW-Chef Markus Jerger. „Die Erwartungen an die Vorschläge der Expertenkommission waren seitens des Mittelstands ohnehin gering. Denn anders als Industrievertreter hat die Bundesregierung Mittelständler dort kaum berufen.“ Greife die Gaspreisbremse erst ab März 2023, werde es für einen Großteil der Mittelständler bereits zu spät sein. Seit Monaten kämpften die Betriebe ums schiere Überleben: „Die Dezember-Lösung mit der Sonderzahlung ist nett gemeint, aber nur ein Tropfen auf einen glühenden Stein. Die Politik muß der Wirtschaft, muß dem Mittelstand eine deutlich größere Priorität einräumen, will sie Deutschlands wirtschaftliche Substanz erhalten“, forderte Jerger. (fis)

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Zahl der Woche 

Von 9,1 auf 10 Prozent ist die Inflation im Euroraum im September gestiegen. Im Vorjahresmonat lag der EU-Preisindex HVPI bei 3,4 Prozent. Preistreiber waren Energie (+40,8 Prozent) und unverarbeitete Lebensmittel (+12,7 Prozent). Die höchste Geldentwertung hatten Estland (24,2 Prozent) und Litauen (22,5). Am niedrigsten war der Kaufkraftverlust in Frankreich (6,2) und auf Malta (7,3). Deutschland (10,9) und Italien (9,3) lagen im Mittelfeld. Quelle: Eurostat