© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/22 / 14. Oktober 2022

Filmkritik Duell in der Sonne
Tödliche Haßliebe
Werner Olles

Nachdem ihr Vater seine indianische Ehefrau und deren Geliebten getötet hat, kommt das Halbblutmädchen Pearl (Jennifer Jones) in die Obhut der Familie des texanischen Senators Jackson McCanles (Lionel Barrymore). Neben seiner Frau Laura Belle (Lillian Gish) leben hier die beiden Söhne des Ehepaares, Lewt (Gregory Peck) und Jesse (Joseph Cotten). Während Lewt von seinem herrischen Vater zu einem arroganten und rücksichtslosen Mann erzogen wurde, ist der strebsame und freundliche Jesse nach seiner liebevollen Mutter geraten.

Beide rivalisieren um die Gunst der schönen und temperamentvollen Pearl, die eigentlich Jesse liebt, doch gelingt es dem prahlerischen Draufgänger Lewt, sie zu seiner Geliebten zu machen. Jesse verläßt daraufhin die Ranch, um sich in Austin als Anwalt niederzulassen. Pearl wartet inzwischen darauf, daß Lewt sie heiratet, doch der steht unter dem schlechten Einfluß seines Vaters und lehnt dies wegen ihrer Herkunft ab. 

Jesse hat unterdessen Helen (Joan Tetzel) geheiratet und in Austin Karriere gemacht. Nach dem Tod seiner Mutter kehrt er auf die Ranch zurück und bietet Pearl an, in Austin ein neues Leben zu beginnen. Der eifersüchtige Lewt fordert ihn zum Duell heraus und verletzt ihn schwer. Pearl erfährt, daß Jesse überlebt hat, Lewt ihn jedoch töten will. Sie sucht ihn in seinem Versteck in den Bergen auf, doch diesmal kommt Pearl mit einem Gewehr, um ihrer Haßliebe ein Ende zu bereiten …

King Vidors „Duell in der Sonne“ („Duel in the Sun“, USA 1946) ist der „erotische Western“ schlechthin, produziert von David O. Selznick, der seinen Welterfolg „Vom Winde verweht“ übertreffen wollte, fünf namhafte Regisseure verschliß, bis Vidor den Film zu Ende führte. Es entstand ein erstklassig besetzter, glanzvoller Western mit atemberaubenden, prächtigen Bildern, ein explosives und bis zur seelischen Erschütterung reichendes blutiges Melodram mit einer grandiosen Schlußsequenz, die an eine tragische Oper erinnert. Mit echtem Pathos inszeniert (Reclams Filmführer), erzählt der Film die Geschichte der zwischen Haß und Liebe oszillierenden Beziehung eines herrschsüchtigen Ranchersohns mit einem stolzen, leidenschaftlichen Halbblutmädchen. Ein großer, ein schöner Western.

Das 24seitige Beiheft stammt von dem Filmautor Peter Osteried.

Mediabook: Duell in der Sonne. Hansesound 2022, Laufzeit etwa 144 Minuten