© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/22 / 14. Oktober 2022

Heterosexualität ist mit jeder Generation weniger die Norm – mit fatalen Folgen
Am Ende des Regenbogens
Milo Rose

Oft hört man in der Debatte über „Gender und LGBTQ“ Sätze wie: „Laß die Leute einfach machen, die wachsen da schon wieder heraus.“ Viele Menschen neigen dazu, einerseits zwar den Genderismus und alle „Regenbogenthemen“ vehement abzulehnen, auf der anderen Seite allerdings jeder möglichen Gegenmaßnahme mit ähnlicher Vehemenz zu widersprechen. Das Thema wird als Kleinigkeit abgetan, welche sich doch bald ohnehin erledige und niemandem weh tue. Doch ist dieser Laissez-faire-Ansatz ratsam? Kann man Genderismus und „Vielfalt der Geschlechts­identitäten“ als nervige Nebensachen betrachten und sich, in der Hoffnung, daß die ganze Chose sich von selbst erledigt, zurücklehnen? Dazu muß man fragen, wie verbreitet ist dieser „kleine Trend“ inzwischen und was geht mit ihm einher?

Zu Beginn gilt es, mit dem Mythos aufzuräumen, es handele sich bei der LGBTQ-Gemeinschaft (Lesbian, Gay, Bisexual, Trans, Queer) noch immer um eine winzige Randgruppe. Eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Ipsos, veröffentlicht am 16. Juni 2021, ergab, daß sich inzwischen 18 Prozent der Menschen innerhalb der Generation Z (Geboren ab 1997) als nicht-heterosexuell bezeichnen. Diese Umfrage wurde unter insgesamt 19.069 Personen in 27 Ländern durchgeführt – darunter Deutschland, Frankreich, aber auch die Türkei oder Malaysia; bekanntlich keine Nationen, von denen LGBTQ-Themen sonderlich gefördert werden. Wären diese Länder nicht mit einberechnet, wäre die Zahl vermutlich noch höher. So ergab beispielsweise eine Gallup-Umfrage aus den USA, daß sich über 20 Prozent der Amerikaner zwischen 18 und 25 Jahren als nicht-heterosexuell identifizieren. Diese Zahlen korrelieren mit einer stetig steigenden Akzeptanz gegenüber diversen Geschlechts­identitäten und sexuellen Orientierungen. Während sich beispielsweise im Jahr 2011 nur 45 Prozent der Amerikaner für die gleichgeschlechtliche Ehe aussprachen, sind es inzwischen knapp 70 Prozent.

Das Berliner Umfrage-Startup Dalia kam zu dem Ergebnis, daß die deutsche Bevölkerung in ihrer Gänze – also alle Generationen umfassend – zu 7,4 Prozent nicht heterosexuell sei. Ein noch höherer Anteil an Befragten gab an, „nicht immer“ heterosexuell zu leben. Der Anteil an Nicht-Heterosexuellen unter jüngeren Menschen ist zudem höher als unter älteren. In jener älteren Generation – der der Baby-Boomer (geb. 1946–1964) – gaben laut Ipsos nur insgesamt drei Prozent der Befragten an, nicht heterosexuell zu sein. Noch im Jahr 2000 kam eine Emnid-Erhebung zu einer Zahl von knapp drei Prozent für die gesamte deutsche Bevölkerung. Es läßt sich ein gesamtgesellschaftlicher Trend erkennen. Ein Trend, der Folgen hat.

Ein Problem dieser explodierenden Zahlen wird sofort klar: Auf natürlichem Wege können gleichgeschlechtliche Paare keine Kinder bekommen, womit eine hohe Menge solcher Partnerschaften angesichts der sinkenden Geburtenraten in westlichen Nationen alles andere als hilfreich ist. Natürlich gibt es künstliche Befruchtungen oder Leihmutterschaften, doch diese unnatürlichen Wege der Zeugung sind neben dem hohen Planungsaufwand auch mit moralischen und nicht selten mit gesundheitlichen Problemen verbunden. So wird das Kind im Falle einer Leihmutterschaft zum Objekt eines Geschäftes. Auch die emotionale Bindung der Leihmutter zu ihrem Kind ist ein Faktor, den es zu bedenken gilt. Künstliche Befruchtungen führen neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge zu einem klar höheren Gesundheitsrisiko bei Mutter und Kind.

Ein weiteres Problem sind die mit Homo-, Bi- und Transsexualität korrelierenden höheren Depressions-, Drogenmißbrauchs-, Geschlechtskrankheits- und Suizidraten. 68,8 Prozent der HIV-Neuinfektionen in Deutschland sind im Jahr 2015 durch homosexuellen Geschlechtsverkehr zwischen Männern entstanden, berichtete das Robert-Koch-Institut im Epidemiologischen Bulletin, Ausgabe 45, herausgegeben am 14. November 2016. Ferner ergab ein Datensatz des „Crime Service for England and Wales“ aus den Jahren 2011 bis 2014, daß insgesamt 28,4 Prozent der homo- und bisexuellen Erwachsenen im jeweils vorigen Jahr Drogen konsumiert haben, während lediglich 8,1 Prozent der heterosexuellen Erwachsenen dies taten. So ist beispielsweise der Konsum von Metamphetamin unter schwulen Männern knapp 15mal so hoch wie unter heterosexuellen Männern.

Das Wissenschaftsjournal Der Mann begutachtete im Jahr 2009 mehrere Studien zum Thema Suizid und Depressionen unter Männern und kam zu dem Ergebnis, daß das Depressionsrisiko homo- und bisexueller Männer etwa dreimal so hoch ist wie das Depressionsrisiko heterosexueller Männer. Die Zahlen für das Selbstmord­risiko sind sogar noch höher: Es ist fünf- bis sechsmal wahrscheinlicher, daß sich ein schwuler oder bisexueller Mann das Leben nimmt, als daß sich ein Heterosexueller selbst tötet. Bei lesbischen Frauen verhält es sich ähnlich. Ebenso bei Transsexuellen. Sogar eine Studie aus Kanada – erarbeitet von Dr. Ian Colman (Universität Ottawa) –, das seit Jahren offiziell den Titel des „queer-freundlichsten“ Landes weltweit trägt, kam zu dem Ergebnis, daß Tanssexuelle überdurchschnittlich häufig an psychischen Problemen leiden und ihr Suizidrisiko besonders hoch ist.

Doch liegt dies nur an der immer wieder als Grund für diese Zahlen angebrachten „Diskriminierung aller Minderheiten“ in der Gesellschaft? Zur Beantwortung dieser Frage können Informationen über die Meinung der Gesellschaft über verschiedene Menschengruppen herangezogen werden. Blicken wir auf Deutschland: Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes gibt an, daß zwölf Prozent der in Deutschland lebenden Menschen gegenüber Homosexuellen eine negative Einstellung haben. Zum Vergleich: Neun Prozent der in Deutschland lebenden haben eine negative Meinung gegenüber der autochthonen Bevölkerung. Somit sind Homosexuelle in Deutschland nicht viel weniger akzeptiert als – man mag es kaum glauben – Deutsche. Ferner kam Ipsos mittels der bereits erwähnten 2021 durchgeführten Umfrage zu dem Ergebnis, daß sich rund 70 Prozent der Deutschen für die „Ehe für alle“ aussprechen. Der Rest der Antworten auf die Befragung ist recht gleichmäßig in die Optionen „sonstige rechtliche Anerkennung“, „weiß nicht“ oder „Ablehnung“ aufgeteilt. Eine Ablehnung gegenüber Homosexuellen, die so hoch ist, daß sie ein dermaßen hohes Selbstmordrisiko auch nur ansatzweise rechtfertigen würde, existiert demnach nicht.

Wie gut es einer Gesellschaft tut, wenn 18 Prozent ihrer Jugend Teil einer Risikogruppe für Drogenmißbrauch, Selbstmord und Geschlechtskrankheiten ist und zusätzlich weniger Nachwuchs produzieren kann, mag ein jeder nun selbst beurteilen. Zudem: Wie soll ein „kleiner Trend“ vergehen, wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen ihn immer weiter fördern? Seit 2017 gibt es in Deutschland die Ehe für alle und das damit einhergehende Adoptionsrecht. Jüngst stellte die Bundesregierung das sogenannte „Selbstbestimmungsgesetz“ vor, das jedem erlauben soll, ab Mitte 2023 einmal jährlich seinen Geschlechtseintrag ändern zu lassen – ohne jede Hürde. Bereits ab einem Alter von 14 Jahren soll die Änderung des Geschlechtseintrages ohne Zustimmung der Eltern möglich sein. Ein 14jähriger Junge, welcher sich noch mitten in seiner körperlichen und geistigen Entwicklung befindet, soll also ohne seine Eltern darüber verfügen können, ob er nicht vielleicht doch lieber ein Mädchen wäre. In einer Welt voller Regenbohnenfahnen, linker Sozialpädagogen, Christopher-Street-Days und „Sichtbarkeit sexueller Minderheiten“ in den Medien ist frühkindliche Verunsicherung vorprogrammiert. Es findet eine nicht zu leugnende Normalisierung und Glorifizierung alternativer Lebensstile statt.

Das wohl häufigste Gegenargument lautet, niemand könne sich seine Sexualität oder Geschlechtsidentität aussuchen. Zu einem gewissen Grad mag diese Behauptung auch stimmen, doch eine Studie aus dem Jahr 2019 von Andrea Ganna et. al. (Harvard Medical School) kam zu der Konklusion, daß Genetik wohl nur eine vergleichbar kleine Rolle bei der Entwicklung der Sexualität eines Menschen spielt. In der Wissenschaftszeitschrift Nature kommentierte der Wissenschaftsjournalist Jonathan Lambert: „Ganna und seine Kollegen haben ihre Daten zudem in einer Art genutzt, die sie abschätzen ließ, daß 25 Prozent des sexuellen Verhaltens durch Genetik erklärt werden kann, während der Rest von Umwelt- und Kulturfaktoren beeinflußt wird – zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch schon kleinere Studien.“ Auch zeigen mehrere Studien – zum Beispiel Robert Garofalo (Feinberg School of Medicine) aus dem Jahr 1998 oder Kimberly F. Balsam (Palo Alto University) von 2005 –, daß Homosexuelle in ihrer Kindheit auffallend häufig Opfer von Mißbrauch sexueller oder psychischer Art wurden. Diese Ergebnisse zeigen eine eindeutige Beeinflußbarkeit der sexuellen Identität des Menschen jenseits angeborener Faktoren auf. Die Explosion des Anteils der nicht heterosexuellen Menschen in der jüngeren Generation, von welcher ältere Generationen weitestgehend ausgeschlossen sind und ein Vergleich des Anteils Nicht-Heterosexueller aus dem Jahr 2000 mit heute lassen ebenfalls berechtigte Zweifel an der Natürlichkeit dieser Entwicklung aufkommen. Der Deutsche Ethikrat sprach zudem in einer Pressemitteilung im Februar 2020 davon, daß die Anzahl der Kinder mit einer Transidentität in den letzten Jahren „sehr stark gestiegen“ sei. Es fällt schwer, an einen Zufall zu glauben.

Was enden muß, um diese gesellschaftliche Entwicklung hin zu einer Normalisierung des nicht Normalen stoppen zu können, sind sowohl die Glorifizierung auf der einen als auch das einfache Herunterspielen der Thematik auf der anderen Seite. Die genannten psychischen Risiken sind real und akut, weswegen die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, welche eben jene Normalisierung bedingen, zu ändern sind. Die Ehe muß wieder zu einem sakrosankten und exklusiven Bund zwischen Mann und Frau werden. Das „Selbstbestimmungsgesetz“ muß rückgängig gemacht und biologische Tatsachen wieder als das anerkannt werden, was sie eben sind – Tatsachen. Somit wäre ebenfalls ein Stopp der Förderung von „Gender-Studies“ an deutschen Universitäten ein großer Schritt in die richtige Richtung.  Auch muß die Verunsicherung junger Menschen, deren Identität noch leicht formbar ist, enden. Öffentlich-rechtliche – also staatlich finanzierte – Formate wie „Funk“ proklamieren, ohne eine Gegenmeinung zu Wort kommen zu lassen, daß „queer“ zu sein etwas Großartiges, gar eine Errungenschaft sei. Man solle stolz auf seine Andersartigkeit sein – daher auch das im Kontext der LGBTQ-Gemeinschaft immer wieder zu vernehmende Wort „pride“ (Stolz). Die Fakten dürfen nicht ignoriert werden und gehören in den öffentlichen Diskurs, auch wenn man sich mit ihrer Nennung viele Feinde macht. Es geht hier um keine Kleinigkeit, es geht um eine Thematik, welche die Zukunft vieler Generationen wohl entscheidend prägen wird.






Milo Rose, Jahrgang 2000, ist Student der Politik-wissenschaften an der Universität Vechta. Er war Praktikant bei der JUNGEN FREIHEIT und ist  Landes-vorsitzender der Werteunion Niedersachsen.