© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/22 / 14. Oktober 2022

Meldungen

Zinnober vergiftete die Maya mit Quecksilber 

LAUSANNE. Weil sie an Blut erinnern, betrachteten die Maya rote Farben als besonders wertvoll, ja heilig. Allerdings enthielten diese oft das Quecksilbersulfid Zinnober. Und das sorgte teilweise für eine erhebliche Kontamination in den Städten der Maya. So lautet der Befund einer Arbeitsgruppe unter Duncan Cook von der Australian Catholic University in Brisbane und Nicholas Dunning von der University of Cincinnati, welcher jetzt im Fachblatt Frontiers in Environmental Science veröffentlicht wurde. Die Forscher analysierten Bodenproben aus zehn Maya-Siedlungen in Mexiko, Guatemala, Belize, El Salvador und Honduras. Dabei fanden sie Quecksilberkonzentrationen von bis zu 17,16 Mikrogramm pro Gramm Sediment, was deutlich über dem Schwellenwert für toxikologische Unbedenklichkeit von einem Mikrogramm pro Gramm liegt (Online-Ausgabe vom 23. September 2022). Der höchste Wert wurde in der ehemals besonders bedeutenden Maya-Metropole Tikal gemessen, was möglicherweise auch erklärt, warum einer der letzten Herrscher dort krankhaft fettleibig war. Denn Adipositas ist eine bekannte Folge des metabolischen Syndroms, das wiederum aus einer chronischen Quecksilbervergiftung resultieren kann. (ts)

 www.frontiersin.org/articles





Aborigines deuteten Orion auch als Sternenjäger

LONDON. In Marra Wonga unweit der Stadt Barcaldine im australischen Bundesstaat Queensland befindet sich ein 160 Meter langer Felsüberhang aus Sandstein mit rund 15.000 verwirrenden Felszeichnungen, darunter sieben große auffällige sternförmige Muster samt zentraler eingravierter Gruben und eine ebenso hervorstechende menschliche Gestalt mit riesigem Phallus, der zunächst fälschlicherweise als Produkt von modernem Vandalismus betrachtet wurde. Der Anthropologe und Archäologe Paul Tacon vom Center for Social Cultural Research der Griffith University in Brisbane und dessen Kollegen haben nun versucht, gemeinsam mit Vertretern der Aborigines die Bedeutung der teilweise bis zu 5.000 Jahre alten Petroglyphen zu entschlüsseln. Dabei gelangten sie zu der Erkenntnis, daß das Hauptmotiv von Marra Wonga eine Gruppe von sieben Schwestern zeigt, welche vor dem mächtigen Ahnenwesen Wattanuri fliehen. Die diesbezügliche Traumgeschichte gehört zu den wichtigsten Überlieferungen der australischen Ureinwohner überhaupt (Australian Archaeology 2/2022). Laut Tacon stehen die sieben Schwestern dabei wahrscheinlich für den Sternhaufen der Plejaden und Wattanuri für das benachbarte Sternbild Orion. (ts)

 www.tandfonline.com





Erste Sätze

Weil die Volksschule der kleinen damaligen Grenzstadt Kreuzburg in Oberschlesien für Söhne „besserer Eltern“ nicht als standesgemäß galt und eine „höhere“ Knabenschule nicht existierte, wurde ich mit sechs Jahren, zusammen mit drei anderen „besseren Jungen“, der „Höheren Töchterschule“ anvertraut. 

Walter Wicclair: Von Kreuzburg bis Hollywood, Berlin 1975





Historisches Kalenderblatt

14. Oktober 1922: Der Duisburger Stahlmagnat August Thyssen fordert die Reichsregierung auf, eine allgemeine Verlängerung der Arbeitszeit durchzusetzen. Nur eine Produktionserhöhung durch Aufhebung der 48-Stunden-Woche könne die deutsche Industrie vor dem Ruin retten.