© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/22 / 14. Oktober 2022

Kabinenklatsch
Aufstand im Osten
Ronald Berthold

Jetzt auch noch im Fußball. Muß der Osten denn überall rebellieren? Die sechs Verbände der neuen Länder und Berlins wollen einen außerordentlichen DFB-Bundestag erzwingen. Und womit? Mit Recht! Es geht um die größte Ungerechtigkeit im deutschen Fußball. Die einzige Regionalliga, die zuletzt keinen Aufsteiger in die 3. Liga schicken konnte, war die des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV). Meister BFC Dynamo zog gegen den Nord-Ersten Oldenburg bei einem Sieg und einer Niederlage wegen eines weniger geschossenen Tores den Kürzeren.

Die benachteiligten viertklassigen Klubs haben sich nun mit drei ostdeutschen Drittligisten verbündet, um einen neuen Aufstiegsmodus durchzusetzen. Wie der aussehen soll, bleibt offen. Am 19. November wird der NOFV-Verbandstag auf Antrag der Klubs wohl die Sondersitzung des Bundestags beschließen. Dafür reicht es laut DFB-Satzung, wenn dies sechs Landesverbände wollen. Ob dann auch wirklich jeder Meister aufsteigt, ist unklar. Problem: Dann dürfte es nur noch vier Regionalligen geben, oder fünf Drittligisten müßten absteigen. Anders geht es nicht. Daß sich die West- und Südwestvereine dem anschließen, glaube ich nicht. Warum auch? Sie schicken ja automatisch einen Aufsteiger in die 3. Liga. Seit 2019 ist das so. Warum? Das konnte der DFB bisher nicht glaubwürdig im Sinne der Gerechtigkeit beantworten.

Dem hält der BFC Dynamo entgegen: „Unser Standpunkt ist unverändert. Wir erneuern lediglich unsere Forderung: Meister müssen aufsteigen!“ Klingt logisch und einfach. Aber einfache und logische Argumente haben heute überall ein riesiges Problem: Sie gelten als populistisch. Erst recht, wenn sie aus dem Osten kommen.