© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/22 / 21. Oktober 2022

Zitate

„Größere, energieintensive Unternehmen können langfristig auf Regionen setzen, in denen Energie verläßlich verfügbar und günstig ist. Mittelständische Unternehmen können oft nur bedingt ausweichen.(...) Wir sehen Tendenzen dieses geopolitischen und geoökonomischen Decouplings zum Beispiel bereits zwischen China und den USA. Deutschland als Exportland hat dann das Nachsehen, weil es sich mehreren Märkten anpassen muß. Die USA wiederum dürften zu den großen Profiteuren zählen. (…) Man kann ja jetzt bereits beobachten, wie sich seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine die Wirtschafts- und Finanzwelt dem Dollar-Raum zuwendet. Böse Zungen behaupten sogar, daß die USA gar kein Interesse hätten, daß der Krieg bald endet.“

Joe Kaeser, Aufsichtsratsvorsitzender von Daimler Truck und ehemaliger Siemens-Chef, im „Handelsblatt“ am 13. Oktober





„Die Befreiung der Frau, wie wir sie heute kennen, folgt aus ihrer Integration in den Arbeitsmarkt. Wer aber als Mutter oder Vater wenig oder nicht arbeitet, mehr Zeit mit Kindern verbringt, hat das größte Armutsrisiko und bleibt in der Konkurrenz um die besten Plätze zurück. Gesellschaftlich wird zunehmend propagiert, daß Familie, feste Bindung, Verantwortung weniger wichtig sind und man auf solche Freiheitskiller besser verzichte. (...) Die Antwort auf die Frage, wie unter der Erosion von Ehe und Familie etwas wie Generativität überhaupt noch Bestand haben kann, wenn als alternative Sozialisationsinstanzen nur die ideologischen Staatsapparate und die warenfetischistische Dauerpropaganda der Kulturindustrie bleiben, kann nicht sonderlich optimistisch ausfallen.“

Martin Stobbe, Autor, in der Herbstausgabe der Zeitschrift „Bahamas“





„Die Pleite der Investmentbank Lehman Bro-thers war ein sehr eindimensionales Problem. (…) Wir hatten damals keinen Krieg direkt vor der Haustür und keine exorbitante Inflation. Und wir hatten auch keine Politik, die nicht mal beantworten kann, ob wir im Winter einen Energie-Blackout bekommen, und sich schon darüber freut, daß wir mit dem Gas wahrscheinlich über den Winter kommen. (…) Ich bin nun seit 20 Jahren im Geschäft und habe viele Krisen mitgemacht – die waren alle in irgendeiner Form kalkulierbar. Bei Covid beispielsweise wußten wir, daß die Pandemie irgendwann vorbei ist. Jetzt gibt es so viele unterschiedliche Baustellen.“

Jakob Mähren, Berliner Immobilieninvestor, in der „Wirtschaftswoche“ vom 16. Oktober





„Viele Journalisten wissen eben, was die Richtlinien ihrer Arbeitgeber sind. Erst neulich schrieb die Financial Times, daß laut westlichen Geheimdienstquellen alles auf Rußland als Urheber der Attacke auf Nord Stream hindeute. Das ist komplett absurd. Es gibt weder auch nur die geringsten Beweise dafür, noch ein mögliches Motiv. Aber die Behauptung ist bequem. Schauen Sie, Kriege brauchen Narrative, und daß die USA die Pipeline gesprengt hätten, paßt eben nicht in das Narrativ vom Ukrainekrieg, das von Amerika, Deutschland und anderen Nato-Staaten geflochten wird. Also werden wir auch nichts Gegenteiliges mehr hören.“

Jeffrey D. Sachs, Ökonom an der University of Illinois, im „Cicero“ am 16. Oktober





„Eine Wagenknecht-Partei könnte die AfD bis zur Hälfte ihrer aktuellen Wählerstimmen kosten. Die Linke wäre bundesweit weg, die AfD geschwächt.“

Hermann Binkert, Chef des Meinungsforschungsinstituts Insa, in der „Bild“-Zeitung am 18. Oktober