© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/22 / 21. Oktober 2022

Konsequenz der Woche
Im grünen Bereich
Christian Vollradt

Grünen-Parteitage sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Wer am Wochenende beim Livestream-Gucken auf Phoenix nicht einschlief, mußte sich immer wieder fragen, ob über die Mattscheibe nicht gerade die CDU flimmerte: Delegierte stehen klatschend auf, wenn die Vorsitzende oder Minister sprechen, Anträge des Vorstands bekommen eine Mehrheit ... Hallo? Früher war da mehr Lametta. Will sagen: Da flogen nicht nur die Fetzen, sondern auch noch Farbbeutel – und zwar aufs Podium. Spielende Kinder im Plenum gibt’s mittlerweile sogar bei der FDP (zumindest solange es die Partei noch gibt), und Männer, die stricken, würden wahrscheinlich nicht mal die CSU noch erschüttern. Wer Krawall und Remmidemmi wünscht, muß inzwischen auf die AfD hoffen, gelegentlich knallt’s da oder wird’s zumindest bei Parteitagen laut. Die Alt- oder Ex-Alternativen sind so zahm und unaufmüpfig, daß sie brav bei den Beratungen den Mundschutz tragen. Tagsüber. Wenn die Kameras laufen. Abends, unter sich, bei der Party, wo Parteichef Omid Nouripour höchstpersönlich an den Turntables für fette Beats sorgte, da störte die Maske, weswegen bei den meisten „oben ohne“ angesagt war. Das ist natürlich keine Scheinheiligkeit, sondern ein Hygienekonzept. Nachts schlafen die Viren doch … Schon ganz Volkspartei sind die Grünen auch beim Sponsoring. Fast eine Viertelmillion Euro nahm der Bundesverband von Firmen und Verbänden ein, damit die sich im Foyer den Delegierten präsentieren können. Über 9.000 Euro zahlte das (Staats-)Unternehmen Bahn, auch Post und Telekom waren dabei. Ebenso der Bauernverband, also die Vertretung derer, denen grüne Ideologen das Leben schwermachen. Für schlappe 4.550 Piepen. Wie reimte einst Erich Kästner: „Was auch immer geschieht: Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken!“