© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/22 / 21. Oktober 2022

Zeitschriftenkritik: Cato
Erfolgreich konservativ
Werner Olles

Über „Wunsch und Wirklichkeit“ läßt sich trefflich diskutieren. Die aktuelle Ausgabe (Nr. 6, Oktober/November 2022) des zweimonatlich erscheinenden „Magazins für Sachlichkeit“ Cato widmet ihr Titelthema der „gegenwärtigen innen- und außenpolitischen Gesamtsituation“, zu der Chefredakteur Ingo Langner in seinem Editorial schreibt: „Offensichtlich sind die europäischen Politiker derzeit nicht in der Lage, den Unterschied zwischen ihren Wunschträumen und der Realität zu erkennen. Adenauer, Schuman oder De Gasperi wäre das nicht passiert.“ 

Während der Kolumnist Karl-Peter Schwarz auf Vorgänge in der EU blickt und das Berliner Wahlchaos thematisiert, entzaubert Gabriele Kuby den kanadischen Psychologen und Bestsellerautor Jordan B. Peterson. Sie attestiert ihm eine „tiefgehende fundamentale anthropologische Verwirrung“, seit Peterson, der „seinen kometenhaften Aufstieg dem Widerstand gegen politische Korrektheit verdankt“ (Kuby), in einem Gespräch die gleichgeschlechtliche Ehe zu „einem Teil der Struktur der Ehe“ erklärte. Die Autorin fragt sich, aus welchen Gründen er plötzlich der LGTBIQ-Ideologie folge, die den Sinn und die kulturelle Funktion der Ehe zerstöre. Zudem kämen im Gespräch zwischen Peterson und seinem homosexuellen Freund Dave Rubin, der sich mit seinem „Ehemann“ mittels Eispende und Leihmutterschaft zwei Babys kaufte, die Rechte und das Wohlergehen der Kinder nicht vor: die unstillbare Sehnsucht, eine eigene Mutter zu haben.

Der Philosoph Alexander Grau plädiert in seinem Beitrag „Erfolgreich konservativ sein“ für einen Konservatismus, der sich von den „säkularkatholischen Denkmustern emanzipiert“. Zwar habe der Kampf gegen die Moderne im westeuropäischen Katholizismus der Anbiederung an den Zeitgeist Platz gemacht, doch gebe es immer noch Gruppen und Einzelpersonen, die die Moderne für „ein nahezu diabolisches, zumindest aber fatales Ereignis“ halten. Für Grau hingegen ist ein Konservatismus, der mehr sein will als „verschrobener Eskapismus“, gut beraten, „die argumentativen, erkenntnistheoretischen und wissenschaftlichen Grundlagen der Moderne, die nicht zuletzt durch protestantische Theologen und Philosophen freigelegt wurden, zur Basis eigener Argumente und Theorien zu machen – und nicht gegen sie anzurennen“. Deshalb werde „ein erfolgreicher Konservatismus protestantisch oder gar nicht sein“.

Weitere Beiträge befassen sich mit „Stalins Krieg“ (Till Kinzel) und einer Kritik am Klimarettungs-Aktivismus (Thomas Fasbender). Artur Abramovych schreibt über „Demokratie, Schönheit, Transzendenz“, Karlheinz Weißmann hat das Porträt „Heiliger Bernward von Hildesheim“ beigesteuert.

Kontakt: Cato Verlag, Fasanenstr. 4, 10623 Berlin. Das Einzelheft kostet 15,20 Euro, ein Jahresabo 79 Euro.

www.cato-verlag.de