© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/22 / 21. Oktober 2022

Filmkritik Der Außenseiter
Rachefeldzug eines Polizisten
Werner Olles

Der Pariser Kriminalkommissar Philippe Jordan (Jean-Paul Belmondo) wird nach Marseille versetzt, um den florierenden Drogenhandel ins Ausland zu stoppen. Jordan, der im Umgang mit Verbrechern nicht gerade zimperlich ist, prügelt aus einem Spitzel die Information heraus, daß die nächste Lieferung bereits unterwegs ist. Doch das Schnellboot mit den Drogen droht zu entkommen, bis Jordan mit einem Helikopter nahe genug an das Boot herankommt, um an Bord zu gelangen und die versteckten 200 Kilo Heroin ins Meer zu befördern. Sauveur Meccaci (Henry Silva), der Chef der Bande, rächt sich, indem er den Informanten des Kommissars ermordet und als Warnung in dessen Wohnung zurückläßt.

Wegen seines eigenmächtigen Vorgehens wird Jordan zur Sittenpolizei strafversetzt. Gemeinsam mit seinem Freund Inspektor Rojinski (Pierre Vernier) will er nun endlich Meccaci zur Strecke bringen. Jordan erfährt, daß sein bester Freund, der Spielautomatenbetreiber Francis Pierron (Tcheky Karyo), mit Meccaci zusammenarbeitet und sagt ihm das auf den Kopf zu. Francis verspricht ihm, die Zusammenarbeit zu beenden, wird jedoch von den Killern des Drogenbosses kaltblütig erschossen. Der Kommissar will nun Meccaci in Selbstjustiz hinrichten …

Jacques Derays Rache-Action-Thriller „Der Außenseiter“ („Le Marginal“, Frankreich 1983) wurde trotz verheerender Kritiken sowohl in Frankreich als auch in Westdeutschland ein großer Publikumserfolg. Während die Kritiker die „Verharmlosung und Propagierung von Gewalt und Selbstjustiz“ monierten, die „reaktionäre Botschaft“ tadelten und den Film ein „Macho-Spektakel“ (Cinema) nannten, dessen „einseitige Darstellung von Ausländern, Homosexuellen und Transvestiten“ die „perfekte Action-Dramaturgie noch hinterhältiger macht“, ging die Türkische Botschaft in Paris noch einen Schritt weiter und beschwerte sich offiziell, daß ihre Diplomaten und der Kulturattaché als Drogenhändler dargestellt wurden.

Den Fans des unverwüstlichen Jean-Paul Belmondo hingegen gefiel die turbulente Action ihres Helden mit wilden Schießereien, wüsten Prügelorgien und die routinierte Inszenierung Derays, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete. Tatsächlich ist „Der Außenseiter“ ein bemüht dramatischer Kriminalreißer, der zwar kein Klischee ausläßt, aber dennoch mit guten Darstellern aufwartet und seine Zuschauer spannend zu unterhalten weiß.

DVD: Der Außen-seiter. Pidax Film-Klassiker, Laufzeit etwa 97 Minuten