© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/22 / 21. Oktober 2022

Der Koala im erhöhten Gefährdungsstatus
Report über den Zustand der Ökosysteme in Australien / Klimawandel erklärt die Umweltprobleme nicht
Christoph Keller

Alle fünf Jahre gibt die australische Regierung einen Umweltbericht heraus. Der aktuelle Report hat 2.000 Seiten und enthält ein Bündel besorgniserregender Erkenntnisse: 19 Ökosysteme stünden vor dem Kollaps, der Artenverlust sei höher als auf jedem anderen Kontinent, und inzwischen gebe es mehr zugewanderte invasive Arten als einheimische. Allerdings wird die fortschreitende Degradation natürlicher Ressourcen nicht monokausal mit dem grün-ideologischen „Klimawandel“ erklärt. Vielmehr sind die Autoren des „State of the Australian Environment“ bemüht, die Umweltprobleme in ihrer ganzen Komplexität darzustellen (Naturwissenschaftliche Rundschau, 8/22).

Es gebe fünf wesentliche Ursachen: Habitatverluste, negative Auswirkungen ungebremst fortschreitender Ausbreitung invasiver Arten, Umweltverschmutzung durch Landwirtschaft und Industrie, großflächige Naturzerstörungen, die eine führende Bergbaunation wie Australien sich seit Generationen selbst zufüge, sowie schließlich auch der Klimawandel. Doch der Bericht stellt keine Kausalität zwischen den auf dem Fünften Kontinent seit den Anfängen der weißen Besiedlung registrierten, häufiger verheerenden Buschbränden und der Klimaerwärmung her.

Insoweit wird auch Alexander Wendts brillante, auf den führenden australischen Waldbrandfachmann David Roy Packham gestützte Analyse der Buschbrände von 2019 (Publico 1/20) durch diesen Regierungsreport bestätigt. Der Bericht hebt auch hervor, daß die Politik bislang keine effektiven Gegenmaßnahmen umgesetzt hat, um die negativen Trends zu stoppen oder gar umzukehren. Schon der 2015 von der australischen Regierung in Angriff genommene Aktionsplan zur Rettung bedrohter Arten hatte bis 2021 nur für wenige der dort im Zentrum stehenden 24 Arten gebracht.

Stattdessen wuchs die Liste aller bedrohten Arten seit 2016 um acht Prozent. Unter ihnen befinden sich auch australische Symboltiere wie der Koala und der nur in Südostaustralien lebende Helmkakadu, die zu den 200 Tier- und Pflanzenarten zählen, die seit 2016 mit „erhöhtem Gefährdungsstatus“ versehen sind.

Bericht „Australia – State of the Environment“: soe.dcceew.gov.au