© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/22 / 21. Oktober 2022

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Der Druck steigt“, JF 42/22

Auf Knopfdruck Gedächtnisverlust

Diese Republik steckt in der schwersten Krise seit ihrer Gründung im Jahre 1949. Mit den Begrifflichkeiten Inflation, Verarmung, Sozialtourismus und der Rezession kann nun leider jeder etwas anfangen. Diese Krise ist auf die Inkompetenz – beispielhaft verkörpert von einem Kinderbuchautor als Wirtschaftsminister – und das Versagen der Regierung zurückzuführen. Natürlich wird nach der Niedersachsenwahl sofort wieder vor der AfD gewarnt. Das soll offenbar von den eigentlichen Problemen ablenken. Zu deren Lösung dient das keinesfalls. Es ist irritierend, daß die SPD gewann, obwohl deren Kanzler in eine Korruptionsaffäre verwickelt ist und auf Knopfdruck jegliches Gedächtnis verliert. Passend zur „Fakepower“ der sogenannten Energiewende haben wir eine Außenministerin mit gefaktem Lebenslauf, der – so ihr jüngster Auftritt – der Wählerwille Wurst ist. Abgestraft wurde nur die FDP, die den Bundesfinanzminister stellt, der nun lieber falsch, als besser nicht regiert, und der so alle liberalen Prinzipien über Bord geworfen hat. Vom Volke wurde die AfD gewählt, auch in Niedersachsen – und das demokratisch, ob es den Hofberichterstattern paßt oder nicht.

Markus Speer, Pforzheim




Hausgemachte Schande im Ausland

Das gegenwärtige Chaos in der Regierungspolitik ist hausgemacht und weitgehend von Olaf Scholz und Genossen verursacht. Schon als Vizekanzler hat er mit der falschen Laissez-faire-Politik Merkels die verhängnisvolle Abgängigkeit unseres Landes von russischem Erdgas trotz Warnungen unterstützt und die Angst erzeugenden Lügen bei CO2 und Corona, die unser Land wirtschaftlich zerstören, lautstark vertreten. Und er tut es weiterhin. Außerdem hat er durch seine lange Weigerung, der Ukraine schwere Waffen zu liefern, den russischen Angriffskrieg, der letzlich auch unser Land betroffen hätte, unnötig verlängert. Damit ist er auch mitschuldig am Tod vieler Frauen und Kinder. Die Ampel-Koalition mit der Anhäufung inkompetenter Politiker auf allen Gebieten ist eine Schande für Deutschland. So wird es auch im Ausland gesehen!

Herbert Gaiser, München




Verharmlosung der NS-Verbrechen

Ihre Reportage auf der Thema-Seite („Ich bin hier für unsere Kinder!“) über die Bürgerproteste am Reichstag und auf dem Platz der Republik in Berlin und die Unterstellung bestimmter Kreise, es handele sich bei den Protestlern um Rechtsradikale, ist bezeichnend. Wer in Deutschland öffentlichkeitswirksam gegen links-grüne Sozialzumutungen oder woke Torheiten aufbegehrt, wird auch als unbescholtener, unpolitischer Bürger von „Aktivisten“ (beschönigende Medienbezeichnung für linksextreme Vorfeldorganisationen wie Antifa, Extinction Rebellion, Letzte Generation, Ende Gelände, Campact usw. ) sofort mit der Unterstellung ausgegrenzt, sie seien „Nazis“ oder „Faschisten“. Das führt mich zu folgender Überlegung: Wenn die früheren, echten Nazis der Eltern- und Großelterngeneration tatsächlich das gleiche Urteilsvermögen, das gleiche Rechtsempfinden besaßen wie die gegenwärtigen, des Nazitums geziehenen kritischen Bürger, ergäbe sich die groteske Situation, daß Nationalsozialisten im Dritten Reich die besseren und verantwortungsvolleren Menschen gewesen wären.

Peter Weiler, Bobenheim-Roxheim






Zu: „Medizin, die alles verschlimmert“ von Reiner Osbild, JF 41/22

Sattsam bekannt aus der DDR

Regulierte Preise und ein allmächtiger Staat sind für Ex-DDR Bürger in „guter“ Erinnerung. Hatte man, wie wir, in der Stadt ein Haus mit Mietwohnungen, waren die Mieten festgeschrieben wie zur Kaiserzeit, die Kosten für die Instandhaltung lagen meist darüber. Darum freute sich jeder Hausbesitzer, wenn er sein Mietshaus dem Staat schenken durfte, um Kosten zu sparen. So verfiel die Bausubstanz zunehmend, weil der Staat ja auch nichts reparierte. Brot und Kartoffeln gab es ausreichend. Wollte man ein Stück Fleisch haben, stellte sich erst mein Vater an in der Warteschlange, dann meine Schwester vor Schulbeginn, anschließend ich und schließlich meine Mutter, damit ich auch zur Schule kam. Mit Glück hat sie dann noch etwas bekommen, als der Laden endlich öffnete. An einen Blackout kann ich mich nicht erinnern, aber regelmäßige Stromsperren gab es immer wieder. Hierfür stand immer eine Petroleum-Lampe bereit. Also willkommen in unserer grünen Zukunft, schließlich wollen wir die Welt retten.

Detlef Moll, Nümbrecht






Zu: „Aufgeschnappt / Beleidigende und schädliche ʻNatureʼ“ von Matthias Bäkermann, JF 41/22

Forschung im idelogischen Rahmen

Nach meiner Kenntnis ist Nature das Wissenschaftsblatt mit dem höchsten „impact factor“. Nature brüstet sich damit, nur Wissenschaftsartikel höchster Qualität, natürlich „peer reviewed“ zu publizieren. In der Tat gilt, zumindest in der Physik in Deutschland, eine Publikation in Nature bereits als Empfehlung für eine Professur. Daher erscheint mir solch eine Entschuldigung, wie sie in Nature Vol. 609, 875-876 unter dem Titel „How Nature contributed to science’s discriminatory legacy“ erschienen ist, als ein Zeugnis dafür, daß Wissenschaftsfreiheit nur noch im Rahmen der herrschenden gesellschaftlichen Ideologie erlaubt ist.

Dr. Fritz Peter Heßberger, Karlstein






Zu: „Warum Robert irrt“ von Rupert Pritzl, JF 41/22

Aufklärung in der JF-Meldungsspalte

Am überaus interessanten Artikel von Dr. Rupert Pritzl fällt mir auf, daß auch durch ihn CO2 als Klimasünder dargestellt wird. Er will eine weltweit einheitliche CO2-Bepreisung als zentrales Lenkungsinstrument einführen – es scheint wie ein Gruß vor dem Geßlerhut des „menschengemachten Klimawandels“. Abgesehen davon, daß eben diese Bepreisung in den Ländern, die das praktizieren, ein Katalysator der Inflation ist, ist auch CO2 als Übeltäter mehr als fraglich. 

So veröffentlichte die JF-Ausgabe 40/22 die Meldung über den Wissenschaftler-Aufruf „Es gibt keinen Klimanotstand!“ Für diesen Artikel danke ich der JF, da anderswo nichts hierzu erschienen ist. Die Wissenschaftler stellen in der von ihnen verfaßten „world climate declaration“, in der sie der These vom „Klimanotstand“ widersprechen, fest, daß „geologische Untersuchungen belegen, daß sich das Klima stets gewandelt hat, geprägt durch ein natürliches Wechselspiel zwischen Kalt- und Warmphasen.“ Wenn 1.348 Wissenschaftler (Professoren, Nobelpreisträger u.a.) sich aufgerufen fühlen, dergestalt sich zu melden, wäre doch anzunehmen, daß sie einen ernstzunehmenden Hintergrund dafür haben. Mir scheint: Nicht der „menschengemachte Klimawandel“ ist die Katastrophe, sondern die „Energiewende“ mit allen ihren Auswüchsen.

Werner Kolbinger, Felsberg






Zu: „Sinnfällige Botschaften“ von Karlheinz Weissmann, JF 41/22

Verkannte Schriftzeichen

Ausgerechnet die wichtigsten aller Sinnbilder vernachlässigt der Verfasser, die Schriftzeichen. Runen zum Beispiel beeinflussen unsere Gedanken noch immer. Die Germanen ritzten sie in die glatte Rinde von Buchenstäbchen. Deshalb sprechen wir noch heute von Buchstaben. Die Buchenstäbe aller Runen zusammen wurden Los genannt. Es wurde blindlings, eigentlich blindlinks, nämlich mit abgewandten Augen und der ungeschickteren linken Hand über die Schulter auf ein Tuch geworfen, um Willkür zu vermeiden. Dann nahm man sein Los auf. So heißt es noch, wenn jemand sein Geschick schultert. Was nahelag, gilt nach wie vor als wahrscheinlich. Für weniger bedeutsam hält man, was uns fernliegt. Jede Rune symbolisierte einen Teil des Lebens. „Fehu“, die erste im Los, besagte ursprünglich Vieh, was auch Besitz und Wohlstand besagte. Die letzte „Odal“ ist zum traditionellen Rangabzeichen des Hauptfeldwebels deutscher Streitkräfte geworden. Sie stand für Grund und Boden oder einfach Land. Daraus, wie das Los fiel, suchte man zu lesen, was die Zukunft brachte. Erst später wurde aus den Zauberzeichen Schrift. Die Schweden schrieben bis zur Jahrtausendwende in Runen.

Volker Wittmann, Philippsburg






Zum Leserbrief: „Ansprüche verrechnen: Überschußgeschäft“ von Wolf Kirsch, JF 41/22

Zwei Billionen Euro reichen nicht

Zu der anhaltenden Diskussion um die „Raupe Nimmersatt“ ist noch nicht alles gesagt. Die polnischen Forderungen sind so unverfroren wie auch ungeheuerlich. Die hierzu erschienenen Leserbriefe bedürfen nämlich einer abschließenden Ergänzung. Denn bisher nicht berücksichtigt sind die Gebiete, die Polen sich bereits nach dem Ersten Weltkrieg „einverleibt“ hat mit dem „Polnischen Korridor“, unter anderem mit der Provinz Posen, Teilen West- und Ostpreußens und Ost-Oberschlesien. Und dies alles vor dem Hintergrund, daß trotz der drangsalierten Abstimmungen insgesamt zwischen 94 bis 97 Prozent der Bevölkerung für den Verbleib bei Deutschland gestimmt hatten. 

Als dennoch sämtliche Gebiete abgetreten werden mußten, äußerte sich der damalige britische Premierminister David Lloyd George – im Beisein des italienischen Diplomaten Daniele Varè – wie folgt zu diesem völkerrechtlichen Rechtsbruch: Man könne einem Affen genauso gut eine Uhr schenken wie Oberschlesien den Polen! Vor diesem Hintergrund würde sich die deutsche Gegenrechnung auf weit über zwei Billionen Eruo belaufen. Die „Raupe Nimmersatt“ macht einerseits deutlich, daß sie nicht rechnen kann und auch gleichzeitig, wie sinnlos der am 17. Oktober 1991 geschlossene „Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Bestätigung der zwischen ihnen bestehenden Grenze“ und der „Vertrag über gute Nachbarschaft und freundliche Zusammenarbeit“ ist. Für das deutsche Entgegenkommen und den guten Willen, einschließlich der Charta der Vertriebenenverbände vom 5. August 1950 bedeuten diese polnischen Reparationsforderungen blanken Hohn. Eine gute und vertrauensvolle Nachbarschaft stellt man sich wahrlich anders vor!

Dr. Ullrich Westerhagen, Burgwedel




Bald wieder zwischen allen Stühlen

Immerhin hat unsere Außenministerin bei ihren Gesprächen mit dem polnischen Außenminister das Ansinnen Warschaus tapfer als erledigt zurückgewiesen, es aber danach mit ihrem Vorschlag zu Seminaren über den Zweiten Weltkrieg mit deutschen Schülern relativiert. Nun sind Seminare an sich nichts schlechtes, denn sie bieten Platz für den Abgleich von Meinungen. Wenn allerdings nichts anderes als das Zitieren der von den Siegermächten aufgezwungenen alleinigen Kriegsschuldversion Deutschlands dabei herauskommt, hielte ich das für nutzlos. Inzwischen ist längst klar, daß der Zweite Weltkrieg, ähnlich dem Ersten Weltkrieg, viele Väter hatte. Der israelische Botschafter in Bonn, Asher Ben-Nathan, antwortete in einem Interview auf die Frage, wer 1967 den Sechstagekrieg begonnen und die ersten Schüsse abgegeben habe. „Das ist gänzlich belanglos. Entscheidend ist, was den ersten Schüssen vorausgegangen ist.“ Nun, mit Blick auf Polen 1939 gibt es einschlägige Informationen, denn der deutschen Abwehr war es in der Vorgeschichte gelungen, in den Funkcode zwischen Warschau und London einzudringen. Herrn Kaczyński dürften die Aktenbestände sicher bekannt sein. 

Lange habe ich mit den Ostverträgen gehadert, wie manch anderer auch, aber schließlich hat der Verlust von gut einem Viertel Heimat uns und Europa 77 Jahre Frieden und zunehmendes Vertrauen über Grenzen hinweg gebracht. Wollen die zentralpolnischen Nationalisten das wirklich wieder in Frage stellen oder es weiterhin für ihre kurzgedachten innenpolitischen Kabalen mißbrauchen? Sie könnten, wie übrigens schon früher, zuletzt zwischen allen Stühlen sitzen.

Dr.-Ing. Wulf H. Rumpel, Tostedt






Zu: „Hihi, er hat ʻblasenʼ gesagt!“ von Gil Barkei, JF 41/22

Moralische Abgründe allerorten

Gott sei Dank haben wir den woken Kulturamtsleiter Peter Spörrer! Denn wir müssen uns selbstverständlich der Tatsache bewußt werden, daß wir nicht nur Bläser haben, sondern dem Zeitgeist folgend auch gegendert von BläserInnen sprechen! Wer nun sieht, wie Hunderte von vielleicht noch jungen, unverdorbenen Bläserinnen – zwischen all den alten Säcken – an einem länglichen Instrument herummanipulieren und voller Inbrunst etwa in ein Saxofon hineinblasen, so seufzen wir erleichtert auf, wenn ein aufgeweckter Mahner diesen moralischen Abgrund zumindest sprachlich sofort erkennt und uns mit erhobenem Finger den rechten verbalen Weg weist.

Helmuth Schuhbeck, Buchloe






Zu: „Nichts für Schneeflöckchen“ von Dieter Menke, JF 40/22

Plädoyer für Mensch und Tier

Herr Menkes Besprechung von Richard Gerlings Buch über Mensch und Tier kann wahrlich nicht hoch genug eingeschätzt werden, wird doch darauf hingewiesen, daß sich der Wert des Menschen unabdingbar und umfassend an seinem Verhältnis zu Tieren mißt. Hier läge auch ein Auftrag Europas, sich ein neues Bild und Gesicht zu geben.

Dr. Arthur Schanz, Overijse/Belgien