© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/22 / 21. Oktober 2022

Haltungsnote
Gegen die Mächtigen poltern
Gil Barkei

Klar, über Dieter Bohlen kann man streiten. Eitel zieht er regelmäßig quotenwirksam über junge Nachwuchstalente und ihre Träume von der Gesangskarriere her. Doch der 68jährige Musiker mit Millionenreichweite macht auch nicht vor den Mächtigen halt – und das muß man sich angesichts der voranschreitenden „Cancel Culture“ insbesondere im Show- und Fernsehgeschäft erst einmal trauen. Hier bleibt sich der Polter-Poptitan selbst treu. Bereits im August lederte der frühere „Modern Talking“-Sänger gegen die Grünen und die Rußlandsanktionen, was nun für einen internetgestützten Shitstorm sorgt. „Ich habe nichts gegen die Grünen. Aber die meisten der Grünen-Führungsriege haben ja keinen Berufsabschluß. Wenn die dann von Fachkräftemangel reden, dann wird mir so ein bißchen sauer im Magen“, sagte er während des „Founder Summit“ der „Entrepeneur University“. Unter dem Jubel des Publikums äußerte sich Bohlen damals auch zum Krieg in der Ukraine: „Wenn wir die Sanktionen nicht gemacht hätten, und man hätte sich vernünftig an einen Tisch gesetzt, dann bräuchten die Leute jetzt nicht diesen ganzen Firlefanz machen. Jetzt müssen wir frieren und dies und das. Das ist doch alles Scheiße.“ Auf die Empörung von Andrij Melnyk über Wladimir Klitschko bis zu diversen deutschen Politikern reagierte Bohlen gelassen: „Ich bin absolut gegen Krieg (…). Mir deshalb eine politische Richtung zu unterstellen, ist falsch.“