© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/22 / 28. Oktober 2022

Mark Mateschitz. Kaum etwas ist über den Red-Bull-Erben bekannt, nur eines: seine Macht ist begrenzt.
In großen Fußstapfen
Robert Willacker

Noch bis vor ein paar Tagen hätten ihn auf der Straße wohl nur die wenigsten erkannt, jetzt sind alle Augen auf ihn gerichtet: Die Rede ist von Mark Mateschitz, einziges Kind und alleiniger Erbe des am Sonnabend im Alter von 78 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs verstorbenen Red-Bull-Mitbegründers Dietrich „Didi“ Mateschitz. Wie schon seit Vater scheut auch Mark Mateschitz das Licht der Öffentlichkeit. In Berichten über ihn regiert deshalb meist der Konjunktiv, gesichert sind nur einige biographische Angaben, wobei auch da Widersprüche auftauchen: Während einige Medien das Jahr seiner Geburt mit 1992 angeben, datieren andere sie auf 1993. Unzweifelhaft hingegen ist, daß Mark einer Liaison mit der ehemaligen Stewardeß Anita Gerhardter entstammt. Bei ihr wuchs er unter dem Familiennamen seiner Mutter auf, erst später nahm er den Nachnamen des Vaters an.

Bis 2011 besuchte er das Werkschulheim Felbertal, ein Privatgymnasium in Salzburg und begann danach ebenfalls in Salzburg Betriebswirtschaft zu studieren. In den Folgejahren stieg er in erste Unternehmungen seines Vaters ein. Zunächst als Geschäftsführer der Thalheimer Heilwasser GmbH samt Brauerei, ab 2021 als Chef der „Mark Mateschitz Beteiligungs GmbH“, die 34 Prozent an der „deaurea gmbh“ hält, einem Immobilienunternehmen aus dem Red-Bull-Imperium. Seit 2022 ist der Filius zudem Teil der Führungsriege von „Wings for Life“, einer Stiftung für Rückenmarksforschung, der seine Mutter Anita als Geschäftsführerin vorsteht. 

Die Machtfülle, die sein Vater als Geschäftsführer innehatte, wird Mark Mateschitz vermutlich nie zuteil werden.  

Im wesentlichen endet hier bereits das öffentlich verfügbare Wissen um das Leben des Mark Mateschitz; Details über sein Privatleben oder etwa seine politischen Ansichten sind unbekannt. Man darf mutmaßen, daß Dietrich Mateschitz, der erst vor einem Jahr die Diagnose Krebs erhielt, bei seinem Tod noch am Beginn des geschäftlichen Übergabeprozesses an den Junior stand. Kennern des Red-Bull-Universums gilt der Sohn jedenfalls als zu unerfahren, um die Geschicke des Konzerns zu führen. Doch die Machtfülle, die sein Vater als Geschäftsführer innehatte, wird Mark vermutlich ohnehin nicht zuteil werden. Denn 51 Prozent der Firmenanteile hält die Familie von Chalerm Yoovidhya, einem thailändischen Unternehmer, mit dessen inzwischen verstorbenem Vater Chaleo Yoovidhya zusammen Dietrich Mateschitz 1987 Red Bull gründete. 

Die Thailänder wollen sich Gerüchten zufolge künftig stärker ins operative Geschäft einbringen. Auch haben sie aufgrund ihrer Mehrheit bei allen Entscheidungen das letzte Wort, insbesondere was die Zukunft von eigentlich defizitären Red-Bull-Unternehmungen betrifft, die bisher nur auf persönlichen Wunsch von Dietrich Mateschitz existierten. Dazu gehört auch Servus TV, der mit Millionen Euro von der Produktionsfirma Red Bull Media House gestützte österreichische Fernsehsender, der vielen angeblich „rechtspopulistisch“ ein Dorn im Auge ist. Für seinen Bestand soll Mateschitz Senior in Form einer Stiftung vorgesorgt haben – was sich jedoch bisher nicht bestätigen läßt. Doch selbst wenn ist die Frage, ob Servus TV sein Profil als Forum auch für gegen den Zeitgeist gebürstete politische Sichtweisen wahren kann. Es sind jedenfalls große Fußstapfen, die Dietrich Mateschitz seinem Sohn hinterlassen hat.