© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/22 / 28. Oktober 2022

Zeitschriftenkritik: PRO – Das christliche Medienmagazin
Wenn die Diskursräume schrumpfen
Werner Olles

Die zahlreichen Skandale um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) beschäftigen auch das evangelikal-christliche Medienmagazin PRO. Im Editorial der aktuellen Ausgabe (5/2022) heißt es, daß „eine sehr große Mehrheit des Publikums für sein Geld lieber professionellen Journalismus sehen will“ als Gender-Unsinn beziehungsweise einseitige politische Talkshows. Berichte über massive Geldverschwendung, exorbitante Intendanten-Gehälter und die willkürliche Vermengung beruflicher und privater Interessen werfen ebenfalls kein gutes Licht auf den europaweit teuersten und aufgeblähtesten öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Kein Wunder also, wenn es bei den Zwangsgebührenzahlern mehr und mehr brodelt und größere Teile der Bevölkerung sich in der Berichterstattung nicht mehr wiederfinden. Selbst Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der linksliberalen Wochenzeitung Die Zeit, kommt zu der Feststellung, es gebe „heute im öffentlich-rechtlichen Fernsehen keine einzige profilierte konservative Stimme mehr“. PRO empfiehlt dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk: „Unabhängigkeit, Bescheidenheit, Glaubwürdigkeit und Demut“, denn auch engagierte Christen seien zunehmend empört über zahlreiche Sendungen mit christenfeindlichen Inhalten. So plädiert auch der Verleger und Publizist Wolfram Weimer entschieden dafür, „das überteure, skandalanfällige System aus dem Vor-Internetzeitalter“ endlich zu reformieren. 

Redakteurin Anna Lutz spricht mit dem Spiegel-Redakteur René Pfister über sein Buch „Ein falsches Wort. Wie eine neue linke Ideologie aus Amerika unsere Meinungsfreiheit bedroht“. Zwar sei die Cancel Culture in Deutschland noch nicht so weit verbreitet und mächtig wie in den USA, doch schrumpfe der Diskursraum inzwischen auch hierzulande immer mehr. Der Autor provozierte mit seiner Analyse nicht nur Beifall, auch die eigene Redaktion sah sich veranlaßt, sein Thema öffentlich zu diskutieren und hob ein Streitgespräch mit einem Kollegen ins Blatt, der sich gegen den Begriff „Cancel Culture“ verwahrte und behauptete, Grenzen des Sagbaren habe es schon immer gegeben. Pfister ist hingegen für die „Wiedereinführung des robusten Diskurses“ und will sich auch weiterhin für Meinungsfreiheit einsetzen.

Ein weiter Beitrag widmet sich der heftig kritisierten ersten Winter-Fußballweltmeisterschaft in Katar. Für viele Christen werde das Turnier zu einer Gewissensentscheidung, denn in dem muslimischen Land gebe es zahllose dokumentierte Menschenrechtsverletzungen inklusive der Drangsalisierung und Diskriminierung der etwa 370.000 vorwiegend ausländischen christlichen Gastarbeiter. Dennoch rufe die EKD nicht zu einem Boykott der Spiele auf.

Kontakt: Christliche Medien-initiative PRO, Charlotte-Bamberg-Straße 2, 35578 Wetzlar. Der Bezug ist kostenlos. www.pro-medienmagazin.de