© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/22 / 28. Oktober 2022

Filmkritik Thief – Der Einzelgänger
Ein letzter großer Coup
Werner Olles

Chicago Anfang der 1980er Jahre. Der Profi-Einbrecher Frank (James Caan) hat sich in der Unterwelt als Tresorknacker einen Namen gemacht. Viele Jahre saß er im Gefängnis, jetzt möchte er sich zur Ruhe setzen und ein bürgerliches Leben beginnen. Als er die hübsche Jessie (Tuesday Weld) kennenlernt, die von den Männern enttäuscht ist, scheint sein Traum endlich in Erfüllung zu gehen. Zwar besteht Jessie darauf, daß er sein Gangsterleben aufgibt, doch Frank benötigt noch ein paar Dollar, um eine Familie zu gründen.

Nach dem letzten Coup wurden er und sein Partner Barry (James Belushi) von einem Gangstersyndikat bei der Übergabe der Beute um ihr Geld gebracht. Zudem ist ihnen die Polizei auf den Fersen, und Frank kann sich keinen Fehler mehr erlauben, denn Leo (Robert Prosky), der Boß des Syndikats, hat ihm und Jessie ein Baby vom Schwarzmarkt besorgt, damit die Familie komplett ist. Gleichzeitig hat er jedoch damit Frank in der Hand und erwartet, daß dieser einen letzten großen Coup für ihn ausführt.

Tatsächlich gelingt der Einbruch, aber Leo verweigert ihm nun seinen Anteil an der Beute, um ihn dadurch zu weiteren Raubzügen zu nötigen. Bei einem Treffen kommt es zu einer Schießerei, bei der Barry tödlich getroffen wird. Frank beschließt nun seine Familie aus der Stadt zu schaffen, um Rache an Leo zu nehmen …

Michael Manns Thriller „Thief – Der Einzelgänger“ („Thief“/„Violent Streets“, USA 1981) ist ein beinharter Action-Krimi, dessen Geschichte eines Tresorknackers und seines Traums vom bürgerlichen Leben mit Frau und Kind packend und dramaturgisch dicht erzählt wird. Manns Kino-Debüt, das er auch produzierte und für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, ist nicht nur ein ambitionierter Neo-Noir-Film mit sozialkritischem Anstrich, sondern eine tiefergehende Abrechnung mit dem „American Dream“ und den Wunschwelten eines hartgesottenen Einzelkämpfers, der in einer feindlichen Umwelt überleben muß. Dabei bietet er neben Action-Szenen eine einfühlsam inszenierte Liebesgeschichte, die den eigentlichen Hintergrund von Franks Traum einer besseren Zukunft bildet.

Neben dem Director’s Cut und der Originalkinofassung bieten DVD und Blu-ray als Bonus den Audiokommentar von James Caan und Michael Mann sowie eine Bildergalerie.

DVD/Blu-ray: Thief – Der Einzelgänger. Pidax Film-Klassiker 2022, Laufzeit etwa 125 und 123 Minuten