© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/22 / 28. Oktober 2022

Blick in die Medien
Halt die Fresse, NDR
Tobias Dahlbrügge

Jessica Kordouni sieht genauso aus, wie man sich eine linksgestrickte Aktivistin vorstellt: Blaue Punky-Haare, Intellektuellenbrille – und einen lukrativen Posten im Parteibuch-Rundfunkrat des NDR in Schleswig-Holstein.

Bis August war sie Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kieler Rathaus und kümmerte sich besonders um „queere“ Politik, Diversität und Gesellschaftsumbau. Jetzt ist sie Managerin der Hamburger Internet-Agentur init AG. Außerdem sitzt sie im Verwaltungsrat der Sparkasse Förde und im Aufsichtsrat der Kieler Wirtschaftsförderung. Eine echte grüne Lobbyistin.

Auf ihrem Twitter-Profil, auf dem es vor Regenbogen-, Iran- und Ukraine-Flaggen wimmelt, stänkerte sie neulich gegen die Bild-Zeitung. Der Anlaß war kurios: Der 79jährige Bild-Kolumnist Franz Josef Wagner („Post von Wagner“) hatte ein Gendersternchen verwendet („Professor*innen“). Das hob den Blutdruck der Queer-Feministin. Sie schrieb: „Die Hölle hat sich aufgetan und hat ein Gendersternchen auf die Bild gespuckt“, verziert mit dem Hashtag „#HaltDieFresseBild“.

Die Zeitung fragte: 

„Will diese 

NDR-Rundfunkrätin 

Bild mundtot machen?“

Das gedißte Blatt ließ sich nicht lang bitten und fragte in Großbuchstaben zugespitzt: „Will diese NDR-Rundfunkrätin Bild mundtot machen?“ Daß eine grüne Bonz*in gleich Deutschlands große Boulevardzeitung „mundtot“ macht, ist wohl nicht zu befürchten, aber Bild stellte zu Recht die Frage nach Kordounis Eignung für ihr Amt.

Kordouni bekam Zuspruch aus den üblichen linksextremen Kreisen, die Bild aus der FDP. Deren medienpolitischer Sprecher im Bundestag, Thomas Hacker, sagte, wer solche Hashtags nutze, disqualifiziere sich als Vertreter einer zivilisierten, demokratischen Medienlandschaft.

Auch Focus Online spießte den Fall auf und erntete zahlreiche Kommentare von empörten Gebührenzahlern („Hier zeigt sich wieder, daß im öffentlichen Rundfunk aufgeräumt werden muß!“). Der NDR spielte den Fall gelassen herunter: Schließlich habe Kordouni ja nur ihre private Meinung geäußert. Solche „Rundfunkräte“ achten also darauf, daß die zwangsfinanzierten Anstalten ausgewogen berichten.