© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/22 / 28. Oktober 2022

US-Präsident Joe Biden und die korrupten Geschäfte auf dem „Laptop from Hell“
„Papa wird dasein“
Miranda Devine

Den ersten von mehreren Enthüllungsartikeln basierend auf den Inhalten von Hunter Bidens Laptop, den der schwer drogenkranke Sohn des jetzigen US-Präsidenten und damaligen Kandidaten Joe Biden in einem Reparaturgeschäft vergessen hatte, veröffentlichte die New York Post am 14. Oktober 2020. In einem beispiellosen Akt der Zensur und Wahlbeeinflussung wurde die Story drei Wochen vor der Präsidentenwahl von allen anderen großen Medien und Internetplattformen zensiert. Dem Ex-Präsidenten Barack Obama nahestehende Geheimdienstbeamte brandmarkten die Story, in der womöglich auch der damalige US-Außenminister John Kerry eine Rolle spielt, ohne Beweise als „russische Desinformation“. Im Februar 2022 mußten die New York Times und die Washington Post einräumen, daß der Laptop echt ist. Nun erscheint das Buch der Laptop-Enthüllerin Miranda Devine von der New York Post auf deutsch, aus dem wir hier einen Auszug bringen:


***


„Ich habe nie mit meinem Sohn über seine Auslandsgeschäfte gesprochen“, sagte Joe Biden im September 2019 in Des Moines, der Haupstadt des Bundesstaats Iowa.

Café Milano ist ein Toprestaurant in Washington, das mehr für seine Diskretion als für die gebratenen Calamari und die samtige Burrata bekannt ist. Das Motto ist „Wo die Mächtigen der Welt essen“, und so war das auch an einem warmen Abend im April 2015, als Hunter Biden ein Treffen zwischen seinem Vater Joe Biden und einer Gruppe seiner ausländischen Geschäftspartner im Séparée arrangierte.

Im Frühjahr 2015 war Hunter schwer beschäftigt. Er und seine Frau Kathleen waren in der Paartherapie. Im Namen der chinesischen Energiefirma CEFC, dem kapitalistischen Arm der Neuen Seidenstraße von Präsident Xi Jingping, bereiste Hunter die Welt. Die Familie Biden genoß die Privilegien von Joes zweiter Amtszeit als Vizepräsident. Der Rubel rollte.

Während Hunters ausländische Partner auf ein Treffen mit Joe drängten, war es zunehmend schwierig geworden, Termine im Westflügel des Weißen Hauses zu bekommen. Präsident Obamas Leute hatten ein Auge darauf geworfen, und die Justitiare des Präsidenten legten ihnen immer mehr Steine in den Weg. Deshalb beschloß Hunter, ein Essen an einem neutralen Ort zu organisieren und zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. So konnte sein Vater auf einen Schlag seine Gönner aus der Ukraine, Kasachstan und Rußland treffen. Das Abendessen fand am 16. April 2015 im privaten „Gartenzimmer“ des Café Milano statt.

Am nächsten Tag erhielt Hunter eine E-Mail von Vadym Pozharskyi, einem hochrangigen Manager der korrupten ukrainischen Erdgasfirma Burisma, der ihm dafür dankte, daß er ihn seinem Vater vorgestellt hatte. „Lieber Hunter, danke für die Einladung nach Washington und für die Gelegenheit, deinen Vater kennenzulernen und Zeit mit ihm zu verbringen“, schrieb Pozharskyi am 17. April. „Es war mir eine Ehre und eine Freude.“ Zu dieser Zeit bezahlte Burisma 83.333 Dollar im Monat an Hunter, um im Vorstand zu sitzen.

Vor dem Essen kündigte Hunter seinen Gästen an, daß Joe Biden dasein werde. In einer E-Mail benutzt er seine Rolle im Vorstand des Welternährungsprogramms der USA als Vorwand, um seine Geschäftspartner seinem Vater, dem Vizepräsidenten vorzustellen. „Also, der Grund für das Essen ist offiziell ein Gespräch über Ernährungssicherheit“, schreibt Hunter am 26. März an Michael Karloutsos, mit dem er einen Deal in Griechenland mit Öko-Zügen aus China anleiern wollte. „Papa wird dasein, aber das bleibt erst mal unter uns. Danke.“ Karloutsos antwortet: „Alles bleibt unter uns. Alles gut! … Ich weiß, daß du erwähnt hattest, daß dein Vater vermutlich dazustoßen würde.“ Auf der Gästeliste, die Hunter Biden drei Wochen vor dem Essen erstellte, standen die russische Milliardärin Jelena Baturina und ihr Ehemann, der korrupte, ehemalige Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow, der 2019 in München verstarb.

Am 14. Februar 2014 hatte Baturina 3,5 Millionen Dollar an Rosemont Seneca Thornton LLC überwiesen, einem Konsortium, das aus Rosemont Seneca von Hunter, seinen Partnern Devon Archer und Chris Heinz – und der Thornton Group aus Boston bestand, um ein Joint Venture mit China zu starten. Baturinas Überweisung löste eine Warnmeldung bei der US-Finanzbehörde aus, wie Dokumente belegen, die den Senatoren Chuck Grassley und Ron Johnson vorliegen. Drei Beamte aus Kasachstan wurden ebenfalls ins Café Milano eingeladen, darunter Marc Holtzmann, damaliger Vorsitzender der größten Bank der ehemaligen Sowjetrepublik Kazkommertsbank.

Der mexikanische Botschafter und Vertreter des Welternährungsprogramms WFP USA standen ebenfalls auf der Gästeliste, die Hunter drei Wochen zuvor an Archer mailte:

„3 Plätze für unsere Kasach-Freunde“, schrieb er.

2 Plätze für Jelena und ihren Mann.

2 Plätze für uns beide.

2 Plätze für WFP-USA-Leute

Vadym Pozharskyi, Burisma-Manager

3 Botschafter (Mexiko, ?, ?)

Insgesamt: 14 Plätze“

Der Laptop enthält keine Infos dazu, ob diese Gäste alle kamen. Vor dem Essen schrieb Archer an Hunter, daß Baturina nicht komme, dafür ihr Mann, Juri Luschkow. „Jelena sagt, sie will Juri nicht das Rampenlicht stehlen. Sie ist in der Stadt, um uns zu treffen, kommt aber nicht zum Essen“, schrieb Archer am 20. März. „Das war nur ihr Vorschlag. Wir könnten darauf bestehen.“ Am Ende schrieb er: „Wir brauchen natürlich noch Plätze für deinen Typen und für meinen, wenn er in Washington ist.“ Hunter: „Deinen Typen dazuhaben ist vermutlich mehr Ärger als es wert ist – es sei denn, du hast einen speziellen Grund.“

Es ist unklar, ob Devon Archers „Typ“ John Kerry oder jemand anders ist. Nach dem Essen um 23.15 Uhr schrieb Rick Leach, Begründer des World Food Programs USA, um sich bei Hunter zu bedanken. „Was für ein fantastischer und produktiver Abend – vielen Dank!“

Der kasachische Banker Marc Holtzmann schrieb per E-Mail: „Lieber Hunter, danke für einen fantastischen Abend, die wunderbare Gesellschaft und produktiven Gespräche. Ich freue mich darauf, dich bald wiederzusehen und in Zukunft mit dir zu arbeiten.“ Hunter benennt die beiden anderen Kasachen nicht, aber auf einem unbestätigten Foto auf der Webseite der Anti-Korruptions-NGO Kazakhstani Initiative on Asset Recovery finden wir einen Hinweis: Darauf sieht man Joe und Hunter Biden, lächelnd, mit dem damaligen kasachischen Premierminister Karim Massimow und dem Jungoligarchen Kenes Rakischew (34) auf einem Foto, das scheinbar an diesem Abend im Café Milano aufgenommen wurde.

Online-Fotos der Einrichtung des Café Milano aus dieser Zeit passen zum Hintergrund des Fotos, und durch einen durchsichtigen Vorhang hinter Hunters Kopf kann man in Umrissen das Logo des Café Milano erkennen. Joe hat seine Krawatte ausgezogen, wie die beiden Kasachen.

Eine weitere Bestätigung finden wir in einer E-Mail, in der Archer zu einem „kleinen Privatfrühstück“ am Morgen vor dem Essen, in Massimows Suite im Willard-Hotel eingeladen wird: „Es gibt mehrere Themen, die der Premier gerne mit Ihnen besprechen würde und er würde sich freuen, persönlich Zeit mit ihnen verbringen zu können.“

Im Jahr darauf beschreibt Hunter Massimow als „engen Freund“. Hunters und Archers kumpelhaftes Verhältnis zu Rakischew findet man auch auf dem Laptop, der ihnen diverse Geschäftsideen vorschlägt und ein Treffen mit John Kerry erbittet. Rakischew nennt Hunter „meinen Bruder von einer anderen Mutter“.

Der kasachische Jungoligarch, dessen Vermögen Forbes auf 332 Millionen Dollar schätzt, war der größte Anteilseigner an Kazkommertsbank. Seine Firma Novatus überwies am 22. April 2014 über eine lettische Bank 142.300 Dollar an Archers Firma Rosemont Seneca Bohai, nach einem Überweisungsbeleg im Senatsbericht von Grassley und Johnson. Verwendungszweck war angeblich ein „Auto“.

Seitdem die New York Post im Oktober 2020 über die E-Mail von Pozharskyi auf Hunter Bidens Laptop berichtete, in der er sich für das Treffen mit Joe Biden bedankte, antwortet das Weiße Haus nicht mehr auf Anfragen der Post. Das Weiße Haus hat nie die Echtheit der Post-Berichte angezweifelt oder Richtigstellungen verlangt.

Im Dezember 2020 dementierte die Biden-Kampagne gegenüber USA Today „kategorisch“, daß ein solches Treffen stattgefunden habe. Auch der „Faktenchecker“ der Washington Post, Glenn Kessler, schrieb: „Nach einer umfassenden Prüfung sagte die Biden-Kampagne, daß ein Treffen zwischen Joe Biden und Pozharskyi nie stattgefunden hat.“

Aber im Juni 2021 mußte das Weiße Haus die Wahrheit zugeben, nachdem die New York Post weitere Details des Treffens, darunter die Tatsache, daß es ein Abendessen war, bei dem Joe mehrere Geschäftspartner von Hunter getroffen hatte. 

Nach acht Monaten des Leugnens und Dementierens sagte ein anonymer „Mitarbeiter des Weißen Hauses, der mit Joe Bidens Terminkalender“ vertraut war, zu Kessler, Joe Biden sei an dem Abend tatsächlich im Café Milano gewesen, aber „habe nur kurz vorbeigeschaut“ und daß es an dem Abend „keine Diskussion zu politischen Themen gab“.

Aber das läuft natürlich nicht so. Joe Biden braucht nur zu erscheinen und Hände zu schütteln, damit Hunter seine Macht und seinen Einfluß demonstrieren kann. Die anonyme Quelle im Weißen Haus behauptete, Joe Bidens Besuch im Café Milano tauche deshalb nicht auf seinem offiziellen Kalender auf, weil er „nur auf den letzten Drücker vorbeigeschaut“ habe, „nach Feierabend“. Hunter hatte jedoch drei Wochen lang seinen Gästen versprochen, daß sein Vater dasein würde.

Das Weiße Haus versuchte außerdem, über den „Faktenchecker“ Kessler dem Ganzen eine religiöse Dimension zu verleihen, indem sie behaupteten, Joe Biden sei nur dagewesen, um Pater Alex Karlotsos zu sehen, den Vater von Michael Karlotsos: „Der irische Katholik Joe Biden arbeitet seit Jahren vertrauensvoll mit Vertretern der Griechisch-Orthodoxen Kirche zusammen.“

Eine seltsam gewundene Erklärung, warum Biden überhaupt da war. Letztendlich bestätigt die Story in der Wa­shington Post jedoch die Tatsache, daß Hunter Joe Vadym Pozharskyi vorgestellt hat. Damit straft sie Joe Bidens Behauptung Lügen, er habe keine Kenntnis von Hunter Bidens ausländischen Geschäften.






Miranda Devine, Jahrgang 1961, ist eine australische Kolumnistin, die für verschiedene große australische Zeitungen wie den Daily Telegraph arbeitete. Sie lebt jetzt in New York und schreibt seit 2022 für die New York Post.

Miranda Devine: Laptop from Hell. Die Zensur der Internet-Giganten und die schmutzigen Geheimnisse des Joe Biden. Kopp Verlag, Rottenburg 2022, gebunden, 256 Seiten, 22,99 Euro. Der hier veröffentlichte Text ist – mit freundlicher Genehmigung der Autorin und des Verlags – ein adaptierter Auszug aus dem Buch.