© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/22 / 28. Oktober 2022

Kuba und Ukraine: Nuklearkrisen im Vergleich
Griff zur ultimativen Waffe
(dg)

Seit der Kubakrise sei die Welt nie dichter an einem Nuklearkrieg gewesen als im aktuellen Ukrainekrieg. Der Konfliktforscher Christopher Daase (Frankfurt am Main) schiebt für diese „neue Eskalationsstufe“ dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und seiner Drohung, taktische Atomwaffen einzusetzen, die alleinige Schuld zu (Aus Politik und Zeitgeschichte, 39/2022). Die Medien zögen daher häufig Parallelen zum Oktober 1962, in denen die Menschheit nur um Haaresbreite der nuklearen Katastrophe entging. Der historische Vergleich zeige jedoch zunächst eine Ähnlichkeit, die medial eher im dunkeln bleibe. So habe US-Präsident John F. Kennedy, ein „Kalter Krieger“, die Rüstung der USA verdoppelt, um deren ohnehin vorhandene Überlegenheit auf Jahre festzuschreiben. Darum ignorierte er auch Nikita Chruschtschows Beschwerden über US-Mittelstreckenraketen in der Türkei, die Moskau erreichen konnten. Insofern gebe es eine Gemeinsamkeit zwischen Chruschtschow und Putin, die beide von den USA herausgefordert wurden und die glaubten, in Kuba wie in der Ukraine reagieren zu müssen, um „Rußlands nationale Würde“ als Großmacht zu wahren. Im Unterschied zur Kubakrise, die mit einem Kompromiß entschärft wurde, sei heute nicht damit zu rechnen, daß Putin zögern würde, „zur ultimativen Waffe zu greifen“. 


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