© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/22 / 28. Oktober 2022

Meldungen

Wendelstein 7-X: Innovation von großer Bedeutung 

GREIFSWALD. Die Kernfusionsanlage Wendelstein 7-X in Greifswald, die zum Max-Planck-Institut für Plasmaphysik gehört, ist nach den ersten beiden Experimentierphasen weiter ausgebaut worden. Dieser Schritt ermöglicht es, in der Anlage bei höherer Heizleistung bis zu 30 Minuten lange Plasmapulse zu erzeugen und so die Fähigkeit zum Dauerbetrieb zu demonstrieren. Damit ist Wendelstein 7-X mit seinem neuen Herzstück, einem wassergekühlten Divertor, nun endgültig fertiggestellt. Divertoren entfernen Verunreinigungen aus dem Plasma und sollen in einem geplanten Fusionskraftwerk die Wärme für die Stromerzeugung abführen. Ein Probebetrieb mit der neuen Technik ist kürzlich angelaufen, die wissenschaftliche Experimentierphase beginnt im November. Gelänge der Transfer in die Anwendung, wäre es eine „Innovation von unglaublicher Bedeutung“, erklärte Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) angesichts der deutschen Energiemisere (Max-Planck-Forschung, 3/22). (ck)

 www.ipp.mpg.de





Medstraum: Einstieg in die „klimaneutrale Schiffahrt“?

STAVANGER. Seit September verkehrt die erste elektrische Schnellfähre im von Fjorden durchzogenen Stadtgebiet von Stavanger in Südwestnorwegen. Entwickelt wurde der 23 Knoten schnelle Katamaran „Med­straum“ („mit Strom“), der mit einer Akkuladung immerhin eine Stunde lang fahren kann, unter Beteiligung des Fraunhofer-Instituts für Entwurfstechnik/Mechatronik (IEM). Durch „modulares Engineering“ konnten 70 Prozent der Konstruktionsstunden und 25 Prozent der Produktionskosten eingespart werden. Zudem komme nun erstmals seit dem Ende der Frachtsegler die „klimaneutrale Schiffahrt in Sicht“. Die „Medstraum“ entstand im Rahmen des EU-Projekts TrAM (Transport: Advanced and Modular), das auf dem in anderen Industrien wie in der Luftfahrt weit verbreitetes Konzept der Modularisierung beruht (Fraunhofer Magazin, 2/22). (od)

 skipsrevyen.no





E-Zigarette: Die nur „etwas gesündere“ Tabakalternative

LÜBECK. Der Markt für E-Zigaretten wächst. Der deutsche Branchenverband rechnet für 2022 mit einem Umsatz von 300 Millionen Euro; das wären sieben Prozent mehr als 2021. 16 Jahre nach der ersten Zulassung in Europa hat sich das Produkt etabliert. Das Bundesinstitut für Risikoforschung sieht in E-Zigaretten aber weiterhin keine gesunde Alternative zu Tabakwaren. Nach derzeitigem Forschungsstand sei lediglich umstritten, wie groß der gesundheitliche Unterschied zwischen beiden Rauchprodukten ist. Die vom britischen Gesundheitsministerium behauptete Zahl, E-Zigaretten seien 95 Prozent weniger gefährlich als herkömmliche Glimmstengel, hält der Lungenarzt Klaas F. Franzen (Uniklinikum Lübeck) für „viel zu hoch angesetzt“. Auch die Substanzen im Dampf der E-Zigarette griffen das Lungengewebe an und machten anfälliger für Infektionen. Da sich die meisten Raucher nicht von der Sucht befreien könnten, sei der Umstieg allenfalls die „etwas gesündere“ Alternative (Bild der Wissenschaft 10/22). (rf)

 vd-eh.de





Erkenntnis

„Zu Wind- und Solarkraft müssen weitere Optionen kommen, um Wärme zu erzeugen, etwa Solarthermie, Geothermie und Biomasse. Mit Tiefengeothermie kann man Wärme und Strom gewinnen. Bei der Energieeffizienz müssen wir besser werden. Jährlich fließen Milliarden Liter Abwasser in die Kanalisation, ohne die darin enthaltene Wärme zu nutzen. Ähnlich ist es bei industrieller Abwärme.“

Lamia Messari-Becker, Professorin für Bauphysik an der Universität Siegen