© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/22 / 04. November 2022

Meldungen

Litauen: Sowjet-Obelisk in der Nacht abgetragen

DAUGAVPILS. In der Nacht zum Montag, dem 31. Oktober, wurde der sowjetische Obelisk auf dem Slavas-Platz im lettischen Daugavpils (Dünaburg) zerstört. Nach Angaben des lettischen Fernsehens LTV hatten sich das ganze Wochenende über Menschen versammelt, um Blumen am Fuße des Denkmals niederzulegen und Fotos zu machen, nachdem sie vom Bürgermeister der zweitgrößten Stadt Lettlands dazu aufgefordert worden waren. Daugavpils ist eine mehrheitlich russischsprachige Stadt. Nach den kürzlich veröffentlichten Daten des Zentralen Statistikamtes sind nur 20,9 Prozent der Einwohner von Daugavpils ethnische Letten. Laut TV begann die Polizei gegen 22 Uhr am Sonntag damit, die Menschen zu vertreiben, die sich dann in den umliegenden Straßen versammelten. Gegen Mitternacht sei schweres Gerät unter Protest und Steinwürfen auf die Polizei herbeigeschafft worden. Nach Angaben von LTV nahm die Staatspolizei insgesamt 37 Personen fest. Mitte Juli hatte die lettische Regierung entschieden, insgesamt 69 von der Sowjetunion in Lettland errichtete Denkmale bis zum 15. November dieses Jahres zu entfernen. Im Zuge des Abrisses der Rigaer Siegessäule Ende August hatte der lettische Präsident Egils Levits in einer Ansprache erklärt, daß das 1985 errichtete Sowjet-Mahnmal „eine ständige Erinnerung an unsere Besatzung und das damit verbundene Schicksal vieler Menschen“ sei. „Es ist ein Tag der Schande für Europa“, kommentierte Leonid Sluzki, Vorsitzender des Komitees für internationale Angelegenheiten des russischen Unterhauses, die Rigaer Denkmalbeseitigung. „Doch es ist unmöglich, die Erinnerung zu löschen. Diese Hysterie wird auf lange Sicht ein Ende finden, und sie werden sehen, daß ihre Beziehungen zu Rußland dann nie wieder die gleichen sein werden.“ (ctw)





Hack von Liz Truss’ Telefon sorgt für Dissonanzen 

MOSKAU. Der russische Präsidentensprecher Dmitri Peskow hat Berichte über einen Telefon-Hack der damaligen britischen Außenministerin Liz Truss als „Boulevard-Berichterstattung“ bezeichnet. „Leider bieten britische Medien derzeit nur wenige Berichte, die man ernst nehmen kann“, zitiert die Nachrichtenagentur Tass den 55jährigen Ex-Diplomaten. Die Zeitung Mail on Sunday hatte am 29. Oktober berichtet, daß Truss‘ persönliches Mobiltelefon „von Agenten gehackt wurde, die im Verdacht stehen, für den Kreml zu arbeiten“. Der Hack wurde im Juli entdeckt, kurz bevor Truss in das Rennen um das Amt der Premierministerin eintrat. Den Quellen der Zeitung zufolge habe Premier Boris Johnson den Hack unterdrückt, weil er Truss daran hätte hindern können, Premierministerin zu werden. Die außenpolitische Sprecherin der Liberaldemokraten, Layla Moran, forderte die Regierung nach Angaben der BBC auf, eine Untersuchung über die Behauptung einzuleiten, daß das Telefon der ehemaligen Premierministerin Liz Truss während ihrer Zeit als Außenministerin gehackt worden sei. Die Regierung habe es abgelehnt, zu den von der Mail on Sunday berichteten Details Stellung zu nehmen, so die BBC.

„Die Regierung verfügt über robuste Systeme zum Schutz vor Cyber-Bedrohungen“, erklärte ein Sprecher. Dazu gehörten regelmäßige Sicherheitsunterweisungen für Minister und Ratschläge zum Schutz ihrer persönlichen Daten und zur Eindämmung von Cyber-Bedrohungen. (ctw)