© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/22 / 04. November 2022

Meldungen

Schulungen für die freie Meinungsäußerung 

Cambridge. Studenten der Universität Cambridge erhalten eine Schulung in freier Meinungsäußerung. Das neue Projekt unter der Leitung des Universitätsprofessors Arif Ahmed wurde ins Leben gerufen, um der auf dem Campus immer weiter um sich greifenden „Cancel Culture“ entgegenzuwirken. „Unabhängig vom Studienfach ist es ein wesentlicher Teil der universitären Ausbildung, daß man die Notwendigkeit der Toleranz gegenüber einem breiten Spektrum von Ansichten versteht, selbst gegenüber solchen, die man schockierend oder beleidigend findet“, erklärte Ahmed gegenüber The Telegraph. Dem Blatt zufolge sollen die Schulungen bei Erfolg auf andere Universitäten im ganzen Land ausgeweitet werden. Habe doch die Universitätsaufsichtsbehörde bereits davor gewarnt, daß die freie Meinungsäußerung auf dem Campus zu ersticken drohe, nachdem im vergangenen Jahr eine Rekordzahl von Rednern und Veranstaltungen abgelehnt worden seien. Anfang Oktober war Ahmed von der Leiterin des Gonville & Caius College, Pippa Rogerson, gerügt worden, weil er die „polemische“ Autorin Helen Joyce eingeladen hatte, vor Studenten über die Gender-Ideologie zu sprechen. In einer E-Mail an alle Studenten hatte Rogerson mitgeteilt, daß sie die „beleidigende und haßerfüllte“ Rednerin boykottieren werde. Rund hundert Studenten, von denen einige maskiert waren, versammelten sich vor dem Vortrag und skandierten „Trans-Rechte sind Menschenrechte“ und schlugen Trommeln. Joyce übt Kritik daran, daß Männer und Frauen von Trans-Aktivisten „neu definiert“ werden, wobei Gesetze und Politiken „so umgestaltet werden, daß die selbstidentifizierte Geschlechtsidentität gegenüber dem biologischen Geschlecht bevorzugt“ werde. Laut The Telegraph hatte sich die „Free Speech Union“ (FSU) an den Vizekanzler von Cambridge gewandt und ihn gebeten, zu bestätigen, daß künftige Redner nicht „von hochrangigen Führungskräften denunziert und diffamiert“ werden. Die Universität Cambridge und die Hochschule hätten jedoch nicht reagiert, so das Blatt. (ctw)





Italiens neue Regierung will Geburtenrate erhöhen 

ROM. Nach dem Regierungswechsel in Italien wurde das bisherige Ministerium für Familie und Gleichberechtigung in Ministerium für Familie, Geburt und Chancengleichheit umbenannt. „Neben Schule und Universität gibt es eine weitere wichtige Bildungseinrichtung. Vielleicht die wichtigste. Und es ist die Familie. Die Keimzelle unserer Gesellschaft, die Wiege der Zuneigung und der Ort, an dem sich die Identität eines jeden von uns herausbildet. Wir wollen sie unterstützen und schützen; und damit auch die Geburtenrate, die im Jahr 2021 die bisher niedrigste Geburtenrate seit der Vereinigung Italiens verzeichnete“, hatte die neue Ministerpräsidentin Giorgia Meloni in ihren Reden vor der Abgeordnetenkammer und dem Senat erklärt. Wir brauchen einen „großen Plan“, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell, betonte Meloni. Bereits im Wahlkampf hatte die 45jährige einen Paradigmenwechsel im Steuersystem angekündigt, der die Familien berücksichtigt: den sogenannten „Familienquotienten“. „Wir werden das Kindergeld um 50 Prozent erhöhen, das auf diese Weise einen Höchstbetrag von 260 Euro pro Kind und Monat erreichen wird“, erklärte sie Ende August. (ctw) 

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