© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/22 / 04. November 2022

Zeitschriftenkritik: G/Geschichte
Reconquista, Kubakrise, Geiseldrama
Werner Olles

Kampf um Spanien“ lautet das Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe der Monatszeitschrift G/Geschichte (November 2022). In nur wenigen Jahren eroberten die Mauren, ein Völkergemisch aus Arabern und Berbern, fast die gesamte Iberische Halbinsel. Nur in Asturien leisteten die Christen heftigen Widerstand. Zum Schutzpatron des Kampfes gegen die Mohammedaner avanciert der Apostel Jakobus, der bis heute als „Matamoros“, als Maurentöter verehrt wird. In der zweiten Invasion erobern die fundamentalistischen Almoraviden Andalusien und schlagen 1086 das Heer von König Alfons VI. Die von 718 bis 1492 dauernde Reconquista brachte jedoch auch Helden und große Heerführer hervor wie Don Rodrigo de Vivar, der als El Cid in die spanische Nationalgeschichte einging. 1065 von König Sancho zum Bannerträger des Reiches erhoben, triumphierte er schließlich vor den Toren Valencias, das nach einjähriger Belagerung kapitulierte. Das Ende des islamischen Spaniens und der Reconquista kommt 1492 mit der Eroberung Granadas durch Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon. 

In einem weiteren Beitrag ruft das Heft die Kubakrise ins Gedächtnis ihrer Leser. Im Oktober 1962 drohte ein Atomkrieg zwischen den USA und der UdSSR. US-Präsident Kennedy und der sowjetische Parteichef Chruschtschow streiten über atomare Mittelstreckenraketen auf Kuba. Auf dem Höhepunkt des Konflikts befiehlt Kennedy am 23. Oktober 1962, Waffenlieferungen an Kuba durch eine Seeblockade zu unterbinden. Nach der gescheiterten Invasion Kubas durch von der CIA ausgerüstete Exil-Kubaner, entschieden die Sowjets, fast 50.000 Soldaten und 36 atomar bestückte Raketen mit einer Reichweite von 2.000 Kilometern nach Kuba zu verschiffen. Während Kubas Revolutionsführer Castro den atomaren Erstschlag gegen die USA fordert und Kennedys Militärberater empfehlen, Kuba zu bombardieren, gelingt es letztlich den mächtigsten Männern der Welt, in zähen Verhandlungen einen Kompromiß zu finden, der einen Nuklearkrieg verhindert.

An das Geiseldrama von Gladbeck im Jahr 1988 erinnert ein weiterer Magazinbeitrag. Nach einem mißglückten Bankraub nehmen die zwei Verbrecher zwei junge Frauen als Geiseln. Umringt von Schaulustigen und Sensationsreportern beginnt eine dreitägige Fluchtfahrt, die für eine Geisel tödlich endet, als ein Sondereinsatzkommando auf einer Autobahn zuschlägt. Das Geiseldrama war nicht nur ein Musterbeispiel für eine überforderte Polizeiführung, die sich auf endlose Verhandlungen einließ, anstatt Scharfschützen einzusetzen, vor allem aber eine Schande für die Medien, die sogar vor laufender Kamera Interviews mit den Tätern führten.

Kontakt: Roularta Verlag, Böheimstr. 8, 86153 Augsburg. Das Einzelheft kostet 6,70 Euro, ein Jahresabo 104,20 Euro.

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