© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/22 / 04. November 2022

CD-Kritik: Darkthrone – Astral Fortress
Norwegens Festung
Alexander Graf

Es ist nicht jeder Band vergönnt, ihren Stil zu verändern und sich dabei doch treu zu bleiben, so daß sie für ihre Fans stets erkennbar bleibt. Den Norwegern von Darkthrone ist das gelungen. Begonnen als Death Metal Band, waren die Nordlichter in den 1990ern stilprägend für den klassischen Black Metal. Auch ihre stilistischen Ausflüge in punkige und traditionelle Heavy-Metal-Gefilde vollzogen sie, ohne ihren ureigenen Klang zu verlieren. Mit „Astral Fortress“ liegt nun das 20. Studioalbum vor. Dabei zeigen die beiden Musiker, daß sie sich inzwischen in eigenen Sphären bewegen. Die sieben Stücke bieten stets rauhen, schnörkellosen, bisweilen rumpeligen Metal. Das ist ausdrücklich als Kompliment gemeint. Mit orthodoxem Black Metal hat das allerdings nicht mehr ganz so viel zu tun. 

Auch zunächst ungewöhnliche, psychedelische Passagen und Klargesang wie in „The Sea Beneath the Seas of the Sea“ stören nicht, sondern verleihen den Kompositionen, die teilweise zehn Minuten dauern, zusätzliche Tiefe. 

Zumeist schleppen sich die Stücke im mittleren Tempo mit sägenden Gitarren dahin, über denen feine, mal melancholische, mal majestätische Melodien thronen. Vor dem geistigen Auge ziehen menschenleere Wald- und Winterlandschaften dahin. 

Die beiden kauzigen Nordmänner zeigen, daß sie sich um keinerlei Genrespielregeln mehr scheren. Mal klingen die Stücke nach alten Bathory, mal nach neueren Satyricon; aber zu jeder Zeit nach Darkthrone. Hier führt eine Band ihre eigene Legende würdevoll weiter. 

Darkthrone Astral Fortress Peaceville Records 2022  www.peaceville.com