© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/22 / 04. November 2022

Patriotischer Prediger
Publizistik: Peter Hahne zum siebzigsten Geburtstag
Helmut Matthies

Was für eine Lebensleistung: Vierzig Jahre Karriere bei Hörfunk und Fernsehen! Mehrfach wurde er zu einem der beliebtesten Moderatoren gekürt. Und als ob das noch nicht ausreichte, ist er auch noch der evangelische Journalist und Theologe mit den am meisten verkauften Büchern: fast neun Millionen. Peter Hahne ist ein Unikat – und als Patriot auf das Datum seiner Geburt besonders stolz: auf den 9. November, der an den Mauerfall erinnert.

An jenem Tag vor 70 Jahren ist er im westfälischen Minden geboren worden. Er studierte Theologie, sein Herz aber gehört dem Journalismus. Seine Vorbilder sind Gerhard Löwenthal und Axel Springer. Schon mit 23 Jahren moderierte er in Saarbrücken beim Saarländischen Rundfunk. 1985 holte ihn das ZDF nach Mainz. 13 Jahre wirkte er als Moderator beim „heute journal “ und bei den „heute“-Hauptnachrichten, bis er stellvertretender Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios wurde.

Ende 2009 hatten sich die CDU/CSU-Ministerpräsidenten darauf geeinigt, daß er dort an die Spitze rücken sollte. Das verhinderte Angela Merkel – nicht nur weil sie dort eine Frau haben wollte (Bettina Schausten). Wie Hahne berichtet wurde, sei er der Kanzlerin auf die Nerven gegangen, weil er zu häufig gemahnt habe, die CDU müsse das „C“ wieder ernst nehmen. Als sein Idol Franz Josef Strauß 1988 stirbt, hat er bei seiner Kommentierung der Trauerfeier im ZDF mit Tränen zu kämpfen. Markus Söder hält er dagegen für den größten Opportunisten der Republik und Alice Weidel für die beste Rednerin des Bundestages. Weil er in seinem einst bürgerlichen Berliner Wohnbezirk viel Kriminalität von Ausländern erlebt, warnt er vehement vor den Folgen der Einwanderungspolitik seit 2015. Die Corona-Maßnahmen attackiert er als maßlos überzogen. Inzwischen hätte er trotz großer Beliebtheit vermutlich weder bei ZDF noch ARD eine Chance auf einen Sendeplatz. Seine Bühne sind jetzt vor allem die erfolgreichen alternativen Medien: Tichys Einblick, die JUNGE FREIHEIT und Radio Kontrafunk, das am kommenden Sonntag auch einen Gottesdienst mit seiner Predigt zur Erinnerung an den Mauerfall ausstrahlt.

Apropos Gottesdienst: Auch kirchlich machte Hahne Karriere, gehörte er doch von 1991 bis 2009 zur Leitung der EKD, dem Rat. Viele Jahre ist er das bekannteste Ratsmitglied gewesen. Je länger er freilich um Interna wußte, um so kirchenkritischer wurde er. So plädiert er für die Abschaffung der Kirchensteuer und empfiehlt Konservativen, die über den Kurs der EKD klagen, auszutreten und das Geld ihrer Gemeinde oder evangelikalen Werken zu spenden.