© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/22 / 04. November 2022

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Suchtexperten warnen vor Cannabis-Legalisierung 

MÜNCHEN/HAMBURG. Christliche Suchtexperten warnen vor der Legalisierung von Cannabis. Hintergrund: Die Bundesregierung hat in der vergangenen Woche ein „Eckpunktepapier“ zur Entkriminalisierung der Droge verabschiedet. Danach sollen Cannabis und der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) nicht mehr als Betäubungsmittel eingestuft werden. Erwachsene sollen bis zu 30 Gramm Cannabis straffrei kaufen und besitzen dürfen. Der Verkauf soll in „lizenzierten Fachgeschäften“ erlaubt sein, möglicherweise auch in Apotheken. Auch der Eigenanbau soll in begrenztem Umfang erlaubt werden. Für 18- bis 21jährige wird eine Begrenzung des erlaubten THC-Anteils erwogen. Der praktische Leiter der Drogenarbeit des Münchner Vereins „Christliche Drogenarbeit“, Michael Hann, erklärte gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea, es sei „eine große Lüge, daß sich durch die Legalisierung etwas verbessern würde“. Es sei gefährlich, den Zugang zu der Droge zu erleichtern. „Wenn man Menschen an einen Rausch gewöhnt, verleitet man sie zu immer weiterem Drogenkonsum.“ Der Staat versage gegenwärtig auf verschiedenen Ebenen. So würden zwar der Besitz und Konsum von Cannabis verfolgt, gleichzeitig könne man aber im Internet problemlos synthetische Drogen kaufen, die eine viel stärkere Wirkung und ein starkes Suchtpotential hätten. Nach den Worten des christlichen Buchautors Markus Finkel („Legal Highs“, herausgegeben vom Verein Christliche Drogenarbeit München), der selber 17 Jahre lang drogenabhängig war, wird Cannabis in der gegenwärtigen Diskussion verharmlost. Die Droge führe zu einer starken psychischen Abhängigkeit und verändere die Psyche langfristig. So führe sie zu Antriebslosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten. Durch die geplante Entkriminalisierung mache der Staat sich selbst zum „legalen Dealer“, ohne den Schwarzmarkt zu beseitigen. Die Drogenhändler, die heute Cannabis verkaufen, würden wahrscheinlich auf gefährlichere Drogen umsteigen. Die Gründerin der christlichen Drogenhilfe „Lebenswende“ in Frankfurt am Main, Hertha-Maria Haselmann, kritisierte, durch die Legalisierung würden Menschen zum Cannabis-Konsum ermutigt. „Es ist und bleibt aber eine Einstiegsdroge.“ Cannabis beinträchtige die geistige Leistungsfähigkeit und verführe junge Menschen zu einem Lebensstil, der im sozialen Abseits ende. Der Vorsitzende der Christlichen Polizeivereinigung, der Erste Kriminalhauptkommissar Holger Clas (Hamburg), erklärte, nach Beobachtungen der Verkehrspolizei nähmen immer mehr Menschen unter dem Einfluß von Cannabis am Straßenverkehr teil. Vielen sei die damit verbundene Gefahr nicht bewußt. „Eine Legalisierung von Cannabis wäre das falsche Signal und wird zweifellos die Sicherheit auf Deutschland Straßen gefährden“, so Clas. Darüber hinaus kritisierte er, die Bundesregierung blende bei ihren Plänen die eklatanten Fehlentwicklungen in den Niederlanden aus. Dort dürfen sogenannte „Coffeeshops“ bereits seit Mitte der 1970er Jahre Cannabis für den Eigenbedarf verkaufen. Die damit gemachten Erfahrungen sollten eine Warnung sein: „Relativ niedrige Strafen für Drogendelikte sowie eine falsche Toleranz gegenüber weichen Suchtmitteln haben die Niederlande zu einem Eldorado der Betäubungsmittelkriminalität werden lassen.“ Nach Schätzungen der europäischen Polizeibehörde Europol gebe es in den Niederlanden rund 1.500 kriminelle Organisationen. Hinzu komme ein regelrechter Drogentourismus. „Wollen wir das jetzt auch in Deutschland etablieren?“ (idea/JF)