© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/22 / 04. November 2022

Blick in die Medien
Der neueste Propagandastreich
Boris T. Kaiser

Seit einigen Jahren machen neue Internet-Streaming-Dienste dem alten Fernsehen das Leben schwer. Eine Ausnahme bilden hierbei, zumindest in gewisser Weise, die öffentlich-rechtlichen Programmanbieter. Zwar können ARD und ZDF Unternehmen wie Netflix oder Amazon Prime qualitativ nicht das Wasser reichen, dafür sind sie ihnen in Sachen Wokeness aber absolut ebenbürtig. Ob die politischen Erziehungsprogramme den Konsumenten gefallen, muß den Machern dank Zwangsgebühren im Gegensatz zu Netflix und Co. keine Sorgen machen. Das Ergebnis dieser finanziellen „Unabhängigkeit“ sind Werke, wie „Die Bürgermeisterin“, den das ZDF vergangene Woche als „Film der Woche“ ausstrahlte und gezielt in der Mediathek hervorhob. Das Fernsehspiel erzählt die Geschichte von Claudia Voss, der fiktiven Ortsbürgermeistern von Neustadt-Linden. 

Am Ende resigniert die Bürgermeisterin. Sie tritt zurück. Die Rechten haben gewonnen. Mal wieder.

Die Kommunalpolitikern hat es nicht leicht mit ihren Bürgern, die lieber einen Kunstrasen für den Fußballplatz als einen Bücherbus für mittellose Kinder wollen – und sich mehr für umgetretene Mülltonnen als für Menschen in Not interessieren. Aber damit nicht genug. Ausgerechnet in diesem Hort der Ignoranz soll, so will es der Landrat, ein neues Flüchtlingsheim entstehen. Die Entscheidung würde ihnen um die Ohren fliegen, befürchten die Ortsoberen. Schließlich wüßte man doch, wer im Ortsbeirat sitze. Auftritt: Herr Landauer. Der stramme Rechte macht alles, was man als politischer Bösewicht eben so tut. Er prangert die offenen Außengrenzen der EU an, verwendet „Kampfbegriffe“ wie „Asylanten“ und hetzt im Netz gegen „Multikultilügen“.

Da muß die Bürgermeisterin natürlich dagegenhalten. Nachdem sie sich zu Hause mit trauriger Musik unterlegte Bilder von Flüchtlingen im Fernsehen angesehen hat, nimmt sie mit ihrem Handy ein eigenes Video gegen „Rassismus und Haß“ auf. Anschließend wird sie, wo sie geht und steht, beschimpft und bedroht. Es kommt, wie es kommen mußte. Das Haus, in das die Flüchtlinge ziehen sollten, fällt einem Brandanschlag zum Opfer. Am Ende resigniert die Bürgermeisterin. Sie tritt zurück und löscht sich aus dem Internet. Die Rechten haben gewonnen. Mal wieder.